Ein Strand mit weißem feinem Sand, umspült von blauem klarem 28 bis 30 Grad warmem Meerwasser, dazu stellen Palmen und tropisches Grün eine schattenspende Kulisse - hier im kleinen Ort Bel Ombre nahe der Hauptstadt der Seychellen Victoria auf der Hauptinsel Mahé. Einer von vielen tropischen Traumstränden, wie direkt aus Glanzfoto-Katalogen herausgefallen. Hier wie überall auf der Inselwelt sind unendlich viele Fotomotive zu finden. Mir begegnet ein junger Seychellois mit seinen zwei kleinen Kindern auf dem Weg zum Baden und begrüßt mich: "Welcome in the Paradise". Und ich antworte höflich: "You are lucky, you live in the Paradise." Das betrifft das Klima auf der Seychellen-Insel Mahé auf jeden Fall, die ganzjährig sattgrüne Natur und fast tausend Meter aufragende Bergkämme.
Heimat von endemischer Vogelwelt
In nur wenigen Tagen ist in einem der vielen Resorts mit Grünlagen die Vogelwelt unübersehbar unterwegs mit den kleinen eleganten Sperbertäubchen, den bunten Madagaskar-Webervögeln, den lautstarken Hirten-Staren und sogar ein Fischreiher hat sich auf felsigen Klippen am Strand eingefunden. Durch die isolierte Lage der Seychellen hat sich hier eine artenreiche einheimische Vogelwelt entwickelt. Insgesamt sind 15 Arten von Landvögeln mit 18 Unterarten endemisch. Hinzukommen zahlreiche Seevögel, dazu gehören Sturmtaucher, Tropikvögel oder Fregatt-Vögel.
Appartements "Beach Cottages" direkt am Ozean in Bel Ombre
Hohe Mauern und malerische Lagunen
Auf der Tour mit dem Mietwagen entlang der Küstenstraße im Norden von Mahé gibt es allerdings Wegstrecken, die kaum einen Ausblick auf das Meer und die Küstenlandschaft bieten. Dafür sorgen kilometerlange hohe Mauern von Villen und Touristen-Resorts. Zusätzlich versperrt üppige Vegetation die Sicht und Fotomotive sind rar. Doch für die Geduldigen hat Mahé immer eine Belohnung parat, wieder weite Strände im Süden und Westen der Insel und dann ein Restaurant in Port Glaud an einer Lagune mit malerischer Aussicht auf eine Bucht mit Fischerbooten und einer hervorragenden Speisekarte. Auf ihr sind zahlreiche kreolische Spezialitäten zu finden, natürlich mit fangfrischem Fisch oder mit dem einheimischem Rum Takamaka flambierte Groß-Garnelen und Shrimps.
Vogelwelt der Seychellen: Webervögel, Hirten-Stare, Reiher
Vogelwelt der Seychellen: Webervögel, Hirten-Stare, Reiher
Vogelwelt der Seychellen: Webervögel, Hirten-Stare, Reiher
Rum-Distillerie mit Naturpfad
Auf der Rundreise im Süden von Mahé dürfen sich die Touristen nicht durch das dauerhaft warme tropische Klima vom Besuch der Takamaka Rum Distillerie abschrecken lassen. Hier erwartet den Besucher gleich neben der Distille ein wunderschöner liebevoll angelegter Naturpfad durch den grünen Urwald. In einem Gehege wohnen zwei Riesenschildkröten, die beiden hören - wie kann es anders sein - auf die Namen Taka und Maka. Sogar ein Malzirkel wurde an diesem Tag für eine Besuchergruppe organisiert. Selbstverständlich kann der Besucher auch einige Rumsorten verkosten. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei: Aromatisierter Rum mit Kokos- oder Ananasgeschmack, besonders geeignet für Cocktails, ein 43-prozentiger in Bourbon-Fässern gereifter Rum, oder der klassische weiße "Overproof" Rum mit 69 Prozent. Sehr empfehlenswert die Sorte "Dark Takamaka", insbesondere wenn man als Beifahrer unterwegs ist.
Bucht bei Port Glaud
Herrenhaus der Takamaka Rum-Distillerie
Botschaften aus dem Herrenhaus
Eine interessante Station für die Touristen im Süden von Mahé ist die Domaine de Val des Prés. Hier ist das künstlerische Handwerk der Insel zu Hause, mit kleinen Werkstätten und Souvenirläden, die nicht vorrangig Sachen aus industriellen Massenproduktionen verkaufen. Im "Grannkaz", dem Herrenhaus der Domaine, in dem ehemals die Plantagenbesitzer residierten, wird ein wenig Historie des englischen Empire auf Schwarzweiß-Fotos präsentiert, samt einer fürstlichen Tafel mit edlem Geschirr. In einem Vorraum werden auf zwei kleinen Tischchen auch die damaligen Einheimischen nicht vergessen. Liebevoll sind hölzerne Modelle von zwei ärmlichen - man könnte auch sagen romantischen - Hütten gebastelt mit der orientierenden Botschaft für die Besucher: "So wohnten die Kreolen". Bei der zweitägigen Rundreise über die Insel hat sich erfreulicherweise dieses Kontrastprogramm in 150 Jahren merklich verändert. An die Stelle von Villen der Plantagenbesitzer und englischen Kolonialbeamten sind zwar jetzt viele Luxusvillen und Luxus-Resorts mit Besitzern und Touristen aus aller Welt getreten. Aber eine beträchtliche Zahl der Bevölkerung wohnt in Mehrfamilienhäusern und modernen mehrgeschossigen Neubauten. Mit der Eröffnung des internationalen Flughafens in Victoria im Juli 1971, startete auch der internationale Flugverkehr und damit das boomende Tourismus-Geschäft, und das schaffte auch Wohlstand für die Bevölkerung. Dennoch sind elende schäbige Hütten rund um Victoria und auf bergigem wie flachem Land nach wie vor anzutreffen. Gegenüber der Domaine auf der anderen Straßenseite verläuft der unendlich lange Sandstrand. An diesem Sonnabend haben sich hier viele Einheimische mit ihren Familien im Schatten der Bäume zum Badevergnügen und zum Picknick versammelt.
Naturpfad in der Distillerie
Takamaka Rum Sorten
Fischfang live am Strand erleben
Doch der Strand bietet nicht nur Badefreuden, sondern liefert live echte Erlebnisse im Urlaub. Am langen Sandstrand von Beau Vallon im Nordwesten von Mahé ist zunächst zu beobachten, wie fünf Seychellois an einem langen Seil etwas aus dem Meer ziehen. Sie sind damit etwa eine halbe Stunde beschäftigt, ab und an gesellt sich ein Urlauber zu ihnen und zieht an dem Seil, das aus dem Meer ragt, kräftig mit. Dann kommt plötzlich Bewegung in die Gruppe der Fischer. Sie ziehen das Seil mehrere Dutzend Meter am Strand entlang, verfolgt mittlerweile von einem Schwarm von Badegästen mit Fotoapparaten und mobilen Telefonen in der Hand. Schließlich stoppen die Fischer und holen nun die letzten zwanzig Meter eines endlos langen Fischernetzes an den Strand. Im Netz zappeln große und kleine Fische. Einige Frauen drängen nach vorn und begutachten die Fische. Haben sie ein Exemplar ausgewählt, hat ein Fischer den Fisch schon in der Hand und es wird gleich bar bezahlt. Die größeren Fische sind für 150 Rupien (umgerechnet 10 Euro) zu haben. Der Fang ist allerdings bescheiden und es gibt auch nur wenige Käufer. Aber für mehrere Dutzend Urlauber einige schöne Fotomotive.
Tuchfühlung mit Riesenschildkröten
Wer auf der Mahé-Insel unterwegs ist, darf den Besuch von Victoria nicht versäumen. Victoria hat mit der Kleinstadt-Größe von rund 26.000 Einwohnern immerhin die Rolle der Hauptstadt der Seychellen übernommen. Ein Glanzpunkt ist zweifellos der Botanische Garten. Entlang der Parkwege ist eine beeindruckende Auswahl von prächtigen Exemplaren von Bäumen wie der endemischen Meereskokosnuss Coco de Mer, Flaschenpalmen, Brotfruchtbäumen und Flamboyantbäumen zu bestaunen. Eine Attraktion ist ein Gehege mit einem Dutzend Aldabra-Riesenschildkröten, eine Art, die nur auf den Seychellen vorkommt. In freier Natur sind sie vor allem auf den Inseln des Aldabra-Atolls zu finden, werden aber auch gerne in Naturparks und Gärten gehalten und gezüchtet. Die Besucher können den Tieren im Gehege auf die Pelle rücken. Auf den Panzer raufklettern ist allerdings nicht erlaubt. Aber sie dürfen mit bereit liegenden Blättern gefüttert werden.
Malzirkel im Garten der Distillerie
Herrenhaus "Grannkaz" der Domaine de Val de Prés
Esszimmer des Herrenhauses
Ateliers von Künstlern auf der Domaine
Kolonialgeschichten im Museum
Im Zentrum von Victoria hat sich das National Museum of History etabliert. Das Museum ist vor fünf Jahren in das imposante historische Gebäude einer früheren britischen Telegrafen-Gesellschaft umgezogen, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Wahrzeichen der Hauptstadt, dem Clock Tower. Ein sehr geeigneter Platz für dieses Nationalmuseum der Seychellen. Denn diesen Uhrturm stellte um die Jahrhundertwende der damalige englische Gouverneur auf, um den neuen Status der Seychellen als Kronkolonie des britischen Empires zu feiern, Sinnbild des einstigen englischen Kolonialismus und heute ein begehrtes Fotomotiv der Touristen auf der Insel. Der Uhrturm ist die Replik eines Uhrturms, der in London nahe der Victoria Station steht und sieht aus wie eine Miniatur des berühmten Big Ben.
Am Strand von Beau Vallon holen Fischer ihren Fang ein
Im Botanischen Garten von Victoria
Im Museum kann der Besucher auf zwei Etagen einen spannenden Spaziergang durch die Geschichte der Inseln der Seychellen vornehmen. Prägend die Inbesitznahme zunächst durch Frankreich 1742 und 1744. Schließlich wurde Jahr 1756 oberhalb des Hafens Victoria die französische Nationalflagge platziert zusammen mit einem speziell geformten großen Stein mit dem französischen Wappen, der die Eigentumsrechte des französischen Königshauses manifestieren sollte und im Museum zu sehen ist. So einfach wurde damals Weltgeschichte geschrieben. Und später nach Napoleons Waterloo wurde die Insel nach Verträgen auf dem Wiener Kongress 1815 als ein Beutestück den Engländern übergeben. Die Mitgliedschaft im Commonwealth, der Linksverkehr und der Clock Tower sind bis heute geblieben. Die Darstellung der Kolonialgeschichte im Museum ist angenehm unaufgeregt. Ebenso die Darstellung des Weges in die Unabhängigkeit 1976, die Leistungen des ersten Präsidenten James Mancham, der allerdings dann 15 Jahre im Exil verbringen musste, als sein Opponent und dann Nachfolger gegen ihn putschte.
Der Clock Tower, das Wahrzeichen von Victoria, steht in der Mitte von einem Kreisverkehr
Das National Museum of History
Aktualität am Clock Tower mit Fehlanzeige
Bei einem der gut recherchierten Klassiker der Reiseführer über die Seychellen von Dumont mit den Autoren Wolfgang und Philipp Därr in der fünften aktualisierten Ausgabe 2023 wird allerdings der Einzug des Museums in das neue Haus im Jahr 2018 nicht erwähnt und deshalb ist es auch im Kartenmaterial falsch platziert. Das spricht nicht gerade für Aktualität, wenn von dem neuen Museumsstandort, direkt gelegen an der Straßenkreuzung des Clock Tower, dem wichtigen Haus der Geschichte und der Identität der Seychellois, keine Rede ist. Stattdessen erzählt der Reisefachmann seinen Lesern, dass die hohen Preise auf den Seychellen auch etwas Gutes haben, denn sie verhindern den Massentourismus. Na, da kann sich die einheimische Bevölkerung freuen, die hauptsächlich vom Tourismus lebt und der Urlauber im Luxus-Resort kann beruhigt sein.
Stein der Inbesitznahme der Seychellen durch Frankreich
Insel der Kokosnüsse und Granitfelsen
Neben der Hauptinsel Mahé, auf der die übergroße Mehrheit der Bevölkerung lebt und vielen unbewohnten Koralleninseln gibt es noch eine Handvoll weiterer Inseln, die Touristen aus aller Welt empfangen. Zu den schönsten und gehört unbestritten La Digue mit ihren berühmten Granitfelsen. Ein Markenzeichen der 15 Quadratkilometer kleinen Insel sind die Kokosnuss-Plantagen. Mitten im Urwald taucht die Kokos- und Vanille-Plantage Union Estate auf, platziert rund um einen riesigen Granitfelsen, einem Monolith - ein Vorgeschmack auf die vielen Granitfelsen, die den Uferbereich säumen. Hier haben auch einige Aldabra-Riesenschildkröten ein Refugium gefunden.
Blick vom Queen Elisabeth Lookout auf den Morne Seychellen Nationalpark
Am Strand Source d'Argent in La Digue
One Tree Island ist eine von 115 Inseln der Seychellen
Doch die eigentliche Attraktion der Insel ist der Strandbereich Source d’Argent, der über die Jahre und Jahrzehnte berühmt fotografiert wurde. Einige der hier entstandenen Bilder wurden auch schon mal nach Polynesien verlegt und als Südsee-Romantik verkauft. Direkt im Uferbereich befinden sich eine Unmenge von großen, schön geformten Granitfelsen, dazu weiße Strände und türkisfarbene Lagunen. Da gibt es traumhafte Fotomotive, wenn nicht gerade fotografierende Touristen im Weg stehen. Der kleine Hafen in La Digue ist Zwischenstation für die Fähre zur zweitgrößten Insel Praslin, nur sechs Kilometer entfernt. Und wenn man sich per Schiff auf den Weg in Richtung Madagaskar macht und dabei die vielen Inseln und Korallenriffe der Outer Seychellen passiert, dann wird man daran erinnert: Die Seychellen sind ein Staat der Inseln mit einer Seefläche, die größer ist als ganz Deutschlands Landfläche.
Text und Fotos von Ronald Keusch