Diese Allerweltswahrheit bestätigte auch jüngst wieder in seiner Pressemitteilung der Deutsche Reiseverband (DRV). Viele Länder am Mittelmeer - darunter Griechenland, Italien und Türkei - verlängern in diesem Jahr die Saison, so dass dort Hotels und Ferienanlagen länger als üblich Gäste empfangen und damit auch noch Ende Oktober und im November als Ziel in Frage kommen. "Urlaubswillige buchen so kurzfristig wie nie", konstatiert der DRV. Als perfektes Urlaubsziel präsentiert sich die Urlaubsmetropole Antalya an der Türkischen Riviera. Ein glückseliger Ort, an dem Palmen in der warmen und gesunden Brise schwanken und das Meer so blau ist wie je zuvor.
Die Sonne scheint 330 Tage im Jahr
Küstenlandschaft von Antalya
Küstenlandschaft am Hotel Marmara
Aber Hallo, wird da vielleicht mancher Fan der Cote d'Azur - der französischen Riviera - ausrufen, hält die türkische Küstenlandschaft den Vergleich mit Frankreichs Riviera auch stand? Ich meine ja! Schon längst hat diese Bezeichnung auch Einzug in die gängigen Reiseführer gefunden. Die türkische Riviera - das ist der endlose, über 1.000 Kilometer lange Küstenstreifen am Mittelmeer, beginnend bei Çeşme im Westen, über Antalya bis über Alanya im Osten hinausreichend. Die meisten Markenzeichen der französischen und türkischen Riviera gleichen sich aufs Haar. Da ist zuallererst die mediterrane Sonne. Sie scheint 330 Tage, sorgt maßgeblich für diese warme Klimazone und für Badewetter im Meer bis in den späten Herbst. So kann man in den Herbstferien den Sommer am Mittelmeer verlängern. Und die Sonnenstrahlen bringen dann hier wie da auch das türkisfarbene Meer besonders zur Geltung und schaffen beim Betrachter diesen unverwechselbaren Anblick, der viele so begeistern kann.
Die Berge scheinen ins Meer zu drängen
Hafen von Antalya
Aussichtsplattform am Hafen
Zugleich steht das Markenzeichen Riviera auch für ein einmaliges Kulturerlebnis, für historische Gebäude, Ruinen und Wahrzeichen samt ihrer Geschichte, dem reichen Erbe der Vorfahren. Gerade Antalya, eine der schönsten Städte der Türkei, hat mit seiner Altstadt Kaleici, was so viel heißt wie innere Festung, viel zu bieten. Während an der berühmten felsigen Küste mit schroffen Klippen die Berge scheinbar ins Meer drängen, beginnt am malerisch gelegenen historischen Hafen die historische Altstadt. Hier befindet sich zwei Wahrzeichen der Stadt, das etwa 40 Meter hohe Minarett einer Moschee sowie der antike Uhrturm. Der 25 Meter hohe Uhrturm aus Stein ist ein früherer Wachturm, der seinen heutigen Namen erhielt, weil an seinem oberen Teil eine Uhr eingebaut wurde. Ganz in der Nähe befindet sich eine Aussichtsplattform mit herrlichem Blick auf den Hafen und die Moschee. In die Höhe führt ein Fahrstuhl, Ausdruck der modernen wirtschaftlichen Boom-Stadt Antalya. Ein anderer Zugang zur Altstadt ist das etwa 2000 Jahre alte in die Stadtmauer eingefügte Hadrians-Tor. Es wurde zu Ehren des Besuches von dem römischen Kaiser Hadrian erbaut und zeigt beispielhaft, wie geschichtsträchtig die Stadt und ihre Region ist.
Die Treppen führen ins Meer
Küstenweg
Badestelle am Meer
Badestelle an den Klippen von Antalya
Neben dem Boulevard Atatürk für einen Einkaufsbummel, flankiert von unzähligen Palmen, lädt eine weitere nur sehr schmale Fußgänger-Promenade zu einem längeren Spaziergang ein. Sie führt in gehörigem Abstand zur Küstenstraße teilweise zwischen hohen Bäumen und Sträuchern durch einen kilometerlangen parkartigen Küstenstreifen direkt an den Klippen entlang. Zumeist mit Blick auf das Meer flaniert der Spaziergänger inmitten von Grün. Hier sind auch wunderschön gelegene Cafes, Restaurants, Spielplätze und ein Mini-Wasserfall zu finden. Ein imposanter großer Wasserfall befindet sich im Stadtteil Lara. Hier kommt der Düden-Fluss aus dem Taurusgebirge und fällt 40 Meter tief ins Meer hinab. An einigen Stellen führen von der Promenade dann Treppen aus Metall und Stein ein paar Dutzend Meter hinunter zu Badeplattformen. Wer also den Weg vom Zentrum der Stadt zu den zehn Kilometer entfernten Stränden mit feinem Sand scheut, die gut und schnell mit Bussen erreichbar sind, der kann hier Schwimmen gehen. Einige Quartiere wie das Hotel Marmara haben auf breiten Felsenplateaus mehrere Dutzend Sonnenliegen nebst Sonnenschirmen platziert, die ihre Gäste etwas bequemer mit dem Fahrstuhl erreichen. Auch von diesen Badestellen lässt man sich von den Klippen über einige Leitersprossen ins Meer gleiten. Die Wassertemperatur liegt im September bei 28 und bis in den späten Oktober hinein bei 25 Grad.
Neue App zum Kennenlernen von Antalya
Präsident Davut Cetin
Denkmal zur Gründung der Republik Türkei
Der Großraum Antalya zieht eine wachsende Zahl von Touristen an. "Wir haben einen Spitzenwert von 16 Millionen Touristen erreicht und das ist sehr bedeutsam für unsere Wirtschaft", erläutert in einem Interview für das Magazin CHEXX der Präsident der Industrie- und Handelskammer in Antalya, Davut Cetin. Immerhin seien bis zu 50 Prozent der Wirtschaft vom Tourismus abhängig. Doch infolge der Pandemie-Maßnahmen sind die Besucherzahlen im Jahr 2020 stark zurück gegangen. "Derzeit 2021 liegen die Touristenzahlen bei 6,2 Millionen", so resümiert Präsident Cetin. Die deutschen Urlauber haben daran einen großen Anteil und liegen im Länder-Ranking nach wie vor auf dem 2. Platz. Von den rund 4,5 Millionen Deutschen sind die Hälfte deutsch-türkischer Abstammung. Und Präsident Cetin ist davon überzeugt, dass so viel Service und ein so gutes Preis-Leistungsverhältnis wie in Antalya nirgendwo auf der Welt geboten werden. Und ergänzt: "Die Preise sind unschlagbar." Ein Besuch von mir scheint dieses Urteil nach nur wenigen Tage in Antalya zu bestätigen. Doch um Urlauber von einem Besuch in Antalya zu überzeugen, sind diese Fakten allein nicht ausreichend. Die Stadt will deshalb mit der großen Vielfalt und orientalischem Flair punkten und hat dazu einen Wegweiser mit 256 Stationen in einer App zusammengefasst. "Das richtet sich auch an uns Einheimische, eine ganze Reihe von angebotenen Plätzen kannte ich auch nicht", gesteht lächelnd der Präsident. Nicht nur die Corona-Maßnahmen, sondern auch die politische Situation in den Beziehungen zwischen der türkischen Regierung und der EU waren in den letzten Jahren für den Tourismus nicht gerade förderlich. Das Foto, das ich vom Präsidenten Cetin an seinem Schreibtisch mache, zeigt mehr als Worte, welche politische Position er zu Europa und dem internationalen Tourismus einnimmt. Im Hintergrund seines Schreibtisches hängt demonstrativ ein großes Gemälde von Kemal Atatürk, dem Begründer der modernen Republik Türkei.
Manche überlegen, sich in Antalya anzusiedeln
Unternehmer Bahattin Aksoy
Modell einer Residenz in 3-D Ansicht
Doch es gibt nicht nur den Trend, für den Urlaub in den Süden zu einem preiswertes Ferien-Ziel zu reisen. Es besteht auch eine Tendenz und Neigung, im Süden auch zu bleiben. Mittlerweile leben, wie in der Fachpresse zu lesen, mehr als 20.000 Deutsche an den türkischen Küsten wie beispielsweise in Antalya. Viele der Einheimischen sprechen deswegen auch Deutsch, was Sprachbarrieren natürlich wesentlich verringert. Insgesamt sollen sogar in etwa 50.000 Deutsche permanent in der Türkei leben. Der Unternehmer Bahattin Aksoy gehört zu den Tourismus-Experten in Antalya, die diese Strömung aufgreifen. Seit 30 Jahren vornehmlich in der Reisewirtschaft tätig, hatte er schon längere Zeit die Idee, den Senioren aus Europa und speziell aus Deutschland, Residenzen als einen ständigen Wohnsitz anzubieten. Durch die Situation der Pandemie-Maßnahmen mit rückläufigen Reisezahlen für seine Reiseunternehmen Kenba wurde diese Idee ganz aktuell. "Ich kenne viele Deutsche und andere Europäer aus meiner langjährigen Arbeit im Tourismus. Durch das Reisen in der Türkei haben sie das Land näher kennengelernt und manche überlegten ernsthaft, sich in ihrem Ruhestand hier anzusiedeln", berichtet der Tourismus-Experte. Bahattin Aksoy hat türkische Eltern und ist im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen, so dass er ideal deutsche und türkische Wurzeln für seine Projekte verbinden und nutzen kann. Aksoy und sein Team haben von rund 150.000 Adressen von Kulturreisenden allein in Skandinavien etwa 10.000 Adressen in Norwegen angeschrieben und zu ihrer Überraschung haben 160 dieser Adressaten ein informelles Interesse an Wohneigentum in Antalya bekundet. Die erste Gruppe aus Norwegen wird im November dieses Jahres eintreffen. "Zum Kauf stehen Wohnungen von 50 bis zu 130 Quadratmeter Wohnfläche", so Aksoy, der bereits mit seinem Bauunternehmen 60 Wohnungen in Antalya errichtete und dann im nächsten Jahr den Bau für ausländische Kunden vornehmen wird. Zunächst sind insgesamt 16 Wohneinheiten geplant. Die Preise liegen z. B. im Vergleich zu Deutschland günstig und beginnen bei 80.000 Euro für eine Wohnung inklusive Wintergarten. Zuvor kommen die Interessenten nach Antalya, um sich über die Lage zu informieren und auch Detailwünsche zum Schnitt ihrer Wohnung zu entscheiden, wie Badewanne oder Dusche, Küche separat oder im Wohnraum integriert. Besonders attraktiv für die künftigen Wohneigentümer ist der Service, der in den Residenzen geboten wird. Eine rund um die Uhr besetzte Rezeption organisiert unter anderem einen Shuttle-Betrieb zu einem privaten Badestrand, zu Wellness und Sauna in einem 5-Sterne-Hotel oder kümmert sich falls notwendig um medizinische Versorgung. Der agile Unternehmer hat geplant, dass die ersten Eigentümer aus Europa im Herbst 2022 in ihre Wohnungen einziehen.
Mit 1.000 Euro wie ein König leben
In Antalya treffe ich einen von den Interessenten an einer eigenen Wohnung in der Residenz am Mittelmeer. Der 52jährige Mehmet Doran ist in Tübingen geboren, in Baden-Württemberg aufgewachsen, ist gelernter Reiseverkehrskaufmann und spricht akzentfrei deutsch. Heute ist er ein viel reisender Geschäftsmann. Sein Heimatland ist Deutschland. doch er spricht auch akzentfrei türkisch, denn dank seiner türkischen Eltern verfügt er auch über Wurzeln in der Türkei. Auf die Gründe angesprochen, warum er als Süddeutscher mit der Nähe zu Italien und Frankreich sein Altersdomizil in der Türkei in Antalya aufschlagen will, kommt Mehmet Doran schnell zur Sache. "Jeder, der schon einmal in der Türkei war, wird rechnen können. Die alltäglichen Lebenshaltungskosten sind rund um die Hälfte billiger und die Nebenkosten, Immobilien, Telefon und Internetpreise sind auch deutlich geringer." Und dann trägt er weiter vor: "Anatolien, die heutige Türkei, ist die Geburtsstätte von vielen endemischen Pflanzenarten, von Heilölen, hier gibt es das frische Obst und Gemüse auf den Märkten. Hier kann man sich wirklich gesund ernähren. Aber natürlich stehen hier auch Supermärkte für den Einkauf bereit." Und sein Resümee ist geradezu enthusiastisch: "Hier kann jeder mit 1.000 Euro wie ein König leben." Der derzeitige Wechselkurs 10 türkische Lira = 1 Euro ist selten niedrig.
Iskender mit Fladenbrot und Joghurt
Amphitheater Aspendos
Mehmet Doran
Landschaft um Aspendos
Abendstimmung in Antalya
Mehmet lädt mich ein, ihn nach Aspendos rund 40 Kilometer östlich von Antalya zu begleiten, wo er einen Geschäftstermin hat. Auf der Fahrt spricht er über weitere Gründe zur Entscheidung für eine Residenz an der türkischen Riviera. So schwärmt er über die gute medizinische Infrastruktur, die Ärzte sind gut ausgebildet, kompetent und freundlich. Das Klima tut gut für Arthrose, Gicht, Asthma oder Herz-Kreislauferkrankungen. Wichtig für ihn ist auch der niedrige Kriminalitäts-Index, mit anderen Worten die Türkei und Antalya sind nach seiner Meinung relativ sicher. Als wir in Aspendos ankommen, zeigt mir Mehmet das berühmte antike Theater der Stadt, das die Römer im 2. Jahrhundert für 12.000 Zuschauer gebaut haben. Es gilt als das am besten erhaltene Theater der Antike, wird gerühmt für seine erstaunliche Akustik und wird bis heute genutzt. Die Türkei ist randvoll mit alter Geschichte und Geschichten. So hat hier im antiken Theater im Jahr 2005 Thomas Gottschalk eine seiner "Wetten, Dass ..? "-Sendungen live veranstaltet. Jedes Jahr findet ein Opern- und Ballett-Festival statt. Im Oktober sollte man sich keinesfalls das Tanzspektakel "Fire of Anatolia" entgehen lassen, mit 120 Tänzern und einem einzigartigen Programm, das den Zuschauern die alte mythologische und kulturelle Geschichte Anatoliens nahebringt.
Impressionen
Impressionen
Wieder in Antalya lädt mich Mehmet noch in das berühmte Restaurant Arzum Döner in Antalya ein. Döner? Das kenne ich doch aus Berlin. Wohl aber nicht diese exzellent zubereiteten, viel begehrten Döner-Gerichte wie Iskender mit Fladenbrot und Joghurt. Richtig, die türkische Riviera ist auch ein kulinarischer Hotspot, ob Fisch, Lamm, Fladenbrote oder Döner vom Grillspieß in Joghurtsoße.
Text und 14 Fotos von Ronald Keusch mit Fotos von Mehmet Doran (3), Azuro Reisen GmbH (1)