Es ist die Insel des ewigen Frühlings mitten im Atlantik. Sie liegt 600 Kilometer westlich von Casablanca und trägt den Flair des nahen Afrika. Hier kann sich der Besucher anstelle von Frost und Schnee über ein mildes Klima mit Temperaturen bis zu 20 Grad und jede Menge üppige Natur freuen.
Madeira öffnet sich Massentourismus
Die touristische Karriere der portugiesischen Vulkaninsel begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Hochadel und gut betuchtes Bürgertum in der kalten Jahreszeit Europas das Reisen in die warmen Gefilde entdeckte. In Madeira fanden sie für ihresgleichen einen exklusiven Erholungsort. Aber erst die Eröffnung eines Flughafens in den 60er Jahren und schließlich die Verlängerung der Landebahn durch eine Landebrücke auf Stelzen für Großraumflugzeuge mit EU-Geldern öffnete dem Massentourismus alle Tore. Fast eine Million Gäste besuchen jährlich die Insel. Hinzu kommt die wachsende Zahl von Kreuzfahrtschiffen, die in der schönen Bucht der Hauptstadt der Insel Funchal vor Anker gehen. Zum traditionellen groß angelegten Silvester-Feuerwerk tummelten sich hier zum Jahreswechsel 2014/2015 allein zehn der Ozeanriesen. Doch die Insellage sowie ihre Ausmaße von 20 Kilometer Breite und 50 Kilometer Länge sorgen derzeit noch dafür, dass die große Schar von Touristen in den unzähligen Cafes und Restaurants, den Hotels und Ferienwohnungen sowie auf den vielen Wanderwegen ausreichend Platz finden. Wahr ist auch, dass die Reize von Landschaft und Klima für die Touristen oft abseits der Inselhauptstadt zu finden sind. Auf den Wegen entlang von Weinfeldern und Bananen-Plantagen, vorbei an Lorbeerbäumen in subtropischen Gärten und auf Bergstraßen im Innern der Insel. Urlauber mit weniger Kondition erreichen den Pico do Arieiro über kurze Wege von Parkplätzen und werden auch mit faszinierenden Aussichten belohnt. Zwar gilt Madeira als traditionelles Urlaubsziel der Briten, aber der Anteil der Touristen aus Deutschland ist auch dank günstiger Flugverbindungen in den letzten Jahren stark gestiegen. Mit Air Berlin, Condor und TUIfly fliegt der deutsche Urlauber mehrmals in der Woche in vier Stunden auf die Insel.
Insel mit unzähligen Tunneln
Die großen Investitionen der letzten zwei Jahrzehnte in die Infrastruktur von Madeira kommen in erster Linie dem Tourismus zu Gute. So hat sich Madeira, dank kräftig sprudelnder EU-Finanzquellen, eine zweispurige rund 50 Kilometer lange Autobahn angeschafft, die sich vor allem an ihrer Küste kühn entlang schlängelt. Außerdem bauten die Österreicher den Insulanern eine sehr leistungsfähige Seilbahn (850 Fahrgäste pro Stunde) auf den Monte, den Hausberg von Funchal, der auf seinem Plateau wunderschöne Wanderungen gestattet. Und nicht zuletzt wurden unzählige neue Tunnel durch die Felsen getrieben bzw. ältere Tunnel modernisiert, so dass viele kleine Orte auf Madeira von seinen Urlaubsgästen recht leicht mit dem Auto erreicht werden. Gut ausgebaute intakten Teerstraßen führen zu den Küstenorten wie auch in die Höhe der Gebirge.
Dennoch gibt es auch nicht wenige kleine Orte und Plätze, wo der Tourist kaum seines gleichen trifft. Ein Beispiel ist der malerische Fischerort Pontas do Sol. Der kleine verschlafene frühere Fischerort ist an den Gebirgshängen mit Bananenstauden überzogen. Ein Kirche aus dem 15. Jahrhundert, dicht aneinander gedrängte alte Häuser und moderne Hotelbauten an der Uferpromenade prägen das idyllische Bild des Ortes.
Baden in Meerwasser-Pools des Atlantiks
Die Insel Madeira mit ihren überwiegend steinigen, rauen Küsten hat für die Badeurlauber nur sehr wenige besonders präparierte mit Sand aufgeschüttete Strände anzubieten. Eine attraktive Alternative sind Meerwasser-Pools in einigen Hotels. Sie sind so konstruiert, dass das Meerwasser in sehr flach gehaltenen Bassins durch die intensive Sonne etwas erwärmt wird. Immerhin wird bereits im Januar in den Becken das Meerwasser auf bis zu 16 Grad erwärmt, im Sommer sogar auf 19 Grad. Der kleine Ort Porto Moniz an der nordwestlichen Küste hat eine Besonderheit zu bieten. Die starke Brandung hat mit der ständigen Erosion von Wind und Wasser im Lavagestein natürliche Fels-Badebuchten geschaffen. Verbunden durch einige schmale betonierte Wege und ein paar Betonflächen zum Sonnen sind ideale Meeresschwimmbecken entstanden. Sie erhalten durch die heran rollenden Brecher des Atlantiks immer wieder einen Zufluss, behalten aber durch das per Sonne aufgewärmte Wasser noch eine erträgliche Wassertemperatur.
Ein Meer exotischer Pflanzen
Madeira macht seinem Ruf alle Ehre, als die Insel der Blumen zu gelten. Auch wenn an manchen Straßenrändern, an Waldwegen und auf Plätzen um den Jahreswechsel einige von den Hortensien schon verblüht sind, stehen sie an anderer Stelle noch in voller Pracht und werden durch Strelitzien, Rosen und riesige Farne ergänzt. Das Grün herrscht überall vor. Höhepunkte sind die in der Umgebung von Funchal angelegten Gärten. Da thront auf dem 550 Meter hohen Monte ein tropischer Park mit Fischteichen und einem orientalischem Garten, der den Blick auf die schöne Bucht von Funchal erlaubt. Ein Meer exotischer und einheimischer Pflanzen präsentiert der vier Hektar große Jardim Botanico da Madeira. Hier nordöstlich von Funchal auf 300 Meter Höhe findet der Besucher auch das früher für die Inselwirtschaft so wichtige Zuckerrohr, aber auch Kaffeesträucher, Mangos, Bananenstauden,Papayas und Ananas.
Weltstar Ronaldo und Kaiserin Sissi
Der Weltstar Cristiano Ronaldo wurde auf Madeira geboren. Er hat sich wohl als einzige Fußball-Ikone noch zu Lebzeiten ein besonderes Denkmal setzen lassen. Der portugiesische Fußball-König ließ sich vor einem Jahr auf 400 Quadratmetern in mehreren Räumen sein Museum einrichten, das seine eroberten Trophäen wie Pokale, Medaillen und Fußbälle präsentiert. Und natürlich zeigt der Großverdiener, derzeit bei Real Madrid angestellt, auch seine Auszeichnung, den goldenen Schuh, die Auszeichnung der FIFA für den erfolgreichsten Torschützen Europas. Die neue Ruhmeshalle von Ronaldo liegt etwas versteckt in einer kleinen Straße in Funchal. Die Touristen aus dem deutschsprachigem Raum werden von ihren Reiseführern wohl eher zu dem 500 Meter entfernten Casino-Park geführt. Hier ist eine kleine Statue aus Bronze für eine berühmte Kurpatientin aufgestellt - die junge Kaiserin von Österreich Sissi, die vor 150 Jahren ein paar Monate zurück gezogen auf Madeira lebte.
Text und Fotos von Ronald Keusch