Die Reisejournalisten von CTour organisierten dazu einen Medientreff mit dem Eigentümer der Anlage am Müggelturm. Matthias Große und dem Geschäftsführer vom Tourismus-Verein Treptow-Köpenick Mathis Richter. Am 1. Mai dieses Jahres wurde das Restaurant im Obergeschoss eröffnet. Ein weiterer wichtiger Etappensieg von Investor Große, der bereits im Jahr 2014 mit der denkmalgerechten Sanierung von Gaststätte und Turm begann und drei Jahre später das Lokal "Müggelturm-Baude" im Untergeschoss eröffnete. Für den Start des Restaurants im Mai hatte Große erst sage und schreibe sechs Monate zuvor die Baugenehmigung erhalten. Das Kunststück gelang, pünktlich fertig zu werden. Eine große Party mit den zwei prominenten Franks, Schöbel aus dem Osten und Zander aus dem Westen, wurde gefeiert. Die Berliner freuen sich, dass ihr beliebtes Ausflugsziel in den Müggelbergen wieder zum Leben erweckt wurde. Immerhin hat der Müggelturm wie so viele andere Orte in der Stadt, eine bewegte Geschichte erlebt. Schon 1890 wurde ein kleinerer hölzerner Vorgänger gebaut, der 1958 einem Brand zum Opfer fiel. Im Jahr 1961 entstand der heutige Betonbau im Bauhaus-Stil, ausgeführt von DDR-Kunststudenten der Hochschule in Weißensee. Nach der Wende wurde der Gesamtkomplex Müggelturm mehr als 20 Jahre dem Verfall preis gegeben. Und nun doch ein glücklicher Neuanfang? Der Tourismus-Verein Treptow-Köpenick, der seit einigen Jahren mit visitBerlin, der offiziellen Organisation für Tourismus-Marketing der Hauptstadt, zusammenarbeitet, hofft auch auf ausländischen Gäste in den Müggelbergen. Zumal es in den Citylagen Berlins durch wachsende Touristenzahlen künftig eng werden kann und den Unmut von Anwohnern hervorruft. Doch die Geschichte des Müggelturms, so erfahren die Reise-Journalisten, ist noch nicht zu Ende erzählt. Das neu eröffnete Restaurant am Müggelturm hat den Namen "Hauptmann" als Referenz an den legendären Hauptmann von Köpenick erhalten. Denn ähnlich wie die literarische Gestalt des Friedrich Wilhelm Voigt bei Zuckmayer muss Unternehmer Matthias Große und seine Mitstreiter vom Tourismusverein gegen Obrigkeitshörigkeit und Bürokratie ankämpfen. Einige Bespiele in Stichworten gefällig?
Das Vorhaben, einen zweiten Turm zu errichten oder andere Lösungen zu schaffen, um mit einem Aufzug ältere Besucher und Rollstuhlfahrer hinauf zur Aussichtsplattform zu bringen, wird abgelehnt. Die Einrichtung von Sichtachsen für Restaurant und Terrasse würde wie zur Eröffnung des Müggelturm-Anlage einen Blick auf den Müggelsee und die Dahme erlauben. Dazu müssten 200 über Jahrzehnte hoch gewachsene Bäume in einem sehr waldreichen Gebiet entfernt werden. Aus Gründen des Naturschutzes abgelehnt. Der Vorschlag, Hochzeitspaare auf der knapp 30 Meter hohen Aussichtsplattform vom Müggelturm standesamtlich zu trauen, wird aus Personalmangel abgelehnt. Eine Bus-Linie könnte einen Bogen fahren und Besucher zum Müggelturm bringen. Zwei Treppen zum Müggelturm werden mindestens vier Monate gesperrt. Die Ämter bleiben hart. Vor einigen Wochen wurden Beschwerden lanciert, dass der mit 80 Watt Lampen beleuchtete Müggelturm bis nach Rahnsdorf hinein Bewohner blenden soll. Spreeradio schickte einen Reporter los, der nur ein kleines Glimmen entdecken konnte. Es soll sogar im Jahr 2013 einen Antrag der Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin gegeben haben, den Müggelturm und alle Anlagen auf den Müggelbergen abzureißen, im Interesse der Waldtiere. Das Hauptrestaurant mit der großen Dachterrasse und insgesamt 1.000 Plätzen ist wieder eröffnet. Es empfängt täglich von 10 bis 20 Uhr die vom Spazieren gehen in den Müggelbergen oder an den Ufern von Dahme und Müggelsee ermüdeten, hungrigen und durstigen Wanderer. Um den knapp 30 Meter hohen Müggelturm zu erklimmen, muss der Besucher 126 Stufen steigen. Bei schönem Wetter eröffnen sich ihm zur Belohnung Sichten bis zum Berliner Fernsehturm, der Kuppel-Halle von Tropical Island, bis nach Rüdersdorf und weit in den Spreewald.
Matthias Große, der wie seine Lebensgefährtin, die bekannte Eisschnell-Läuferin Claudia Pechstein, mit scheinbar unbändigem Willen ausgestattet ist, bleibt trotz aller Hindernisse optimistisch. Und er erklärt stoisch: "Wir geben nicht auf. Wir haben Ausdauer." Die Berlinbesucher aus nah und fern werden es gern hören.
Text und Fotos von Ronald Keusch