Heiße Tage am kühlen Traunsee

Sommerfrische im österreichischen Salzkammergut war und ist Synonym für gute Luft, klare Seen, hohe Berge und reichlich Kulturgenüsse.
Foto von Bernd Siegmund
Foto von Bernd Siegmund

Der bedeutende österreichische Schriftsteller Friedrich Torberg, bekannt für seine tiefgründigen, humorvollen, oft melancholischen Bücher, schrieb: "Ich war beglückt und beseligt von allem, was ich sah, ich konnte gar nicht genug bekommen von dieser Landschaft. Und ich wäre auf Verlangen jederzeit bereit gewesen, dem lieben Gott dankbar zu sein." In späteren Briefen sprach er gar von einem Erweckungserlebins.


Kaiser Franz Josef verlegte seine Amtsgeschäfte gern nach Bad Ischl, wo er - abwechselnd zwischen Gams-Jagd und sonstigen, nicht offiziellen ländlichen Genüssen - staatstragende Geschäfte erledigte. Auch heute noch wird jeden Sommer Gmunden zum künstlerischen Mittelpunkt für junge aufstrebende Künstler wie renommierte Stars des Salzkammerguts. Neue Formate werden entwickelt. Kultur wie Musik leben von gegenseitiger Interaktion. Was Rang, Hofstatt und Namen hat, versammelt sich in den umliegenden Orten. Und den "erlauchten" Herrschaften folgen wie selbstverständlich Schauspieler, Operndiven und die gefragten Musiker dieser Zeit. Man baute Schlösser, Villen, Theater sowie Konzert-Pavillons. Zauberhafte "Lusthäuschen" in Paradiesgärten dienen dem literarischen Austausch unter freien Himmel. Man schaffte Quellen der Inspiration. Gmunden am Traunsee war und ist die kaisernahe Kulturmetropole.


Würde es Kategorien für Inspiration geben, würde man auch heute die Festwochen mit fünf Sternen bewerten. Es geht um die Kultivierung der Lebenskunst. Der Traunsee ist der kühlste aller 76 Seen. 190 m misst er an seiner tiefsten Stelle. Daher auch seine Reinheit. Man spricht beim Traunsee von Tafelwasser-Qualität. An heißen Tagen ist man nirgendwo richtiger als hier. Der Reiz eines klassischen Sommerfrische-Ferien-Programms ist die Symbiose von Natur und Kultur. Die digitale Welt dürstet nach Kontrapunkten, braucht die Erlebniswelt der Sinne. Der Wechsel von der Natur zur Kultur belebt wie ein "Hüpfer" vom 5-Meter-Brett ins kühle Nass. Nicht weniger prickend ist das Eintauchen ins Abendprogramm der Festwochen.


Reines Vergnügen bereiten stets die bissigen Texte Thomas Bernhards, der seine heftige Bürgerkritik zum Schreibstil werden ließ. Vorgetragen von Burgtheater-Größen und TV-Lieblingen sind sie ein Markenzeichen der Festwochen-Kultur. Jahr für Jahr werden Klassiker im plüschroten Stadttheater mit seinen pompösen, kristallenen Kronleuchtern dargeboten. Häufig trifft man während der Festspiel-Zeit Schauspieler auf der Kurpromenade, die sich in den Probenpausen an einer Tüte Eis erfreuen. Salzkammergut-Eis ist zu einem Markenzeichen der Region geworden. Es gehört zum Stil der Festwochen, die Kunst ungekünstelt mit dem Publikum zu teilen. Es ist wie ein Blick hinter die Kulissen. Nur eine Spur eleganter. Nach der Vorstellung ist es gute Tradition, bei einem Glas Prosecco mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.


Eine Besonderheit ist der wilde Mix aus vielerlei Veranstaltungsorten. Neuerdings wird auch in einer riesigen Salzlagerhalle gespielt. Sozusagen als Kontrapunkt zur akustisch perfekten Konzerthalle. Lesungen finden konventionell in Schlössern statt. Oder unkonventionell und luftig auf Rundfahrten in einem hundertjährigen Straßenbahnwaggon.

Seit ein paar Jahren tingelt die "brauchtümliche Musikroas" mit alpenländischen Instrumenten durch die Region. Dazu gehören Akkordeon, Geige, Zither, Kontrabass, Stimme oder Paschen. Es wird gejodelt und gejuchts. "Zuwispün" und "zuwisinga" sind Dialektausdrücke, die sich auf eine bestimmte Traditionen der Volksmusik beziehen. Generationen von Musikanten beiderlei Geschlechts trugen die Volksmusik stets weiter. Und bleiben dabei immer der Tradition verbunden. "Zuwispün" und "zuwisinga" hat etwas Unmittelbares, etwas Kraftvolles und Verbindendes. Melodien und altes Liedgut werden durch gemeinsames Musizieren lebendig erhalten.


Die jährlichen Open air-Konzerte im Park von Schloss Toskana sind die Höhepunkte der Festspielsaison. Große, weltberühmte Orchester konzertieren hier. So die Oberösterreichische Philharmonie, das Bruckner Orchester, UAS - Upper Austria Sinfonietta, Orchester der Angelika Prokopp und die Sommerakademie der Wiener Philharmoniker. Nur einen Steinwurf vom Festspielkern entfernt haben mutige Handwerkskünstler im Haus der berühmten "Schleiss Keramikwerkstätten" ihr Zuhause aufgeschlagen.

Text von Veronika Zickendraht mit Fotos von Bernd Siegmund

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