Der blaue Himmel über Bayern im August drängelt sich seit November immer häufiger in meine Gedanken. Das klare, erfrischende Wasser des Starnberger Sees, die Ausstellung von Paul Maar im Buchheim Museum, der Schweinsbraten im Kloster Andechs, die Kühe auf dem Berg Herzogstand am Walchensee, unsere besondere Unterkunft in Machtlfing - die Liste könnte ich noch endlos fortführen.
Den Starnberger See finden nicht nur wir schön. Insbesondere die Badestellen werden von Touristen und Einheimischen sehr gern besucht. Wir bevorzugen das Nordbad in Tutzing. Bei Sonnenschein sollte man schon möglichst vor 11.00 Uhr kommen, um ein einigermaßen schönes Plätzchen zu ergattern. Sonnenschirme kann man nicht ausleihen, also empfiehlt sich ein Schattenplätzchen unter einem Baum. Ach, darauf muss man nicht zu viel Zeit verschwenden - die Sonne, die Sonne, die wandert ja. Den Platz wechseln, das wird schwierig! Bereits gegen Mittag ist die Wiese recht stark belegt. Vorteil: Man kommt ganz schnell mit den Nachbarn ins Gespräch und kann zum Beispiel nach guten Restaurants fragen!
Highlight ist das Midgardhaus. Ein besonderer Ort und wer weiß, vielleicht haben die beiden Löwen am Bootsanleger etwas mit Braunschweig zu tun. Die Braunschweiger Dichterin Ina Seidel hat im Midgardhaus, das ihrem Großvater gehörte, so manche Ferien verbracht. Ihr Grab ist in Tutzing. Egal, das Essen ist dort einfach fantastisch und auf der Terrasse am See zu sitzen ist unvergesslich. Einen tollen Sonnenuntergang kann man aber auch bei einem etwas bescheideneren Essen in lockerer Atmosphäre im Nordbad genießen. Richtig bayrisch ist es natürlich im Kloster Andechs. Schweinsbraten, Wammerl, Brezn und dazu eine Maß Bier! Fehlt nur die Blaskapelle.
Die dürfen wir dann in Machtlfing erleben, genau zwischen Starnberger See und Ammersee. In dem rund 550 Einwohner zählenden Dorf gibt es kein Hotel, keine Pension, noch nicht einmal eine Dorfkneipe. Das eine oder andere Volksfest sorgt jedoch für Abwechslung. Wir haben Mariä Himmelfahrt erlebt. Zunächst gab es einen Gottesdienst unter freiem Himmel von einer zünftigen Blaskapelle musikalisch begleitet, später gab es dann auf dem Dorfplatz selbstgebackenen Kuchen, Kaffee, Weißwürste und Bier und wieder Blasmusik. Und Anita und Paul als einzige Touristen mitten drin. "Ah, ihr sad die Restaurantkritiker", begrüßt uns Agnes freundlich. Sind wir gar nicht, wir gehen halt gerne Essen und geben dann unsere Erfahrungen an Anja und Robert weiter.
Wir haben dort bereits drei Mal auf einem alten Resthof bei Freunden von einem Freund übernachtet. Logis gegen Tierversorgung heißt die Devise. Zuhause haben wir keine Tiere, die drei bayrischen Katzen und fünf Laufenten der Familie sind uns inzwischen sehr vertraut und ans Herz gewachsen. Anja, Robert und ihre Kinder Luise und Henri wandern derweil auf dem Jacobsweg.
Eigentlich kennen wir uns kaum, wenn wir uns kurz bei unserer An- oder manchmal Abreise sehen, sind wir uns jedoch immer sehr vertraut. Um Missverständnissen vorzubeugen: Robert und Anja sind keine echten Einheimischen, sie sind vor etwa 20 Jahren aus beruflichen Gründen an den Starnberger See gezogen.
Auch Kultur findet sich in der Gegend reichlich. Ein ganz besonderes Ziel ist fraglos das Buchheim-Museum in Bernried. Lothar-Günther Buchheim ist der Autor des sehr bekannten und erfolgreich verfilmten Romans "Das Boot". Kennt ja vielleicht der eine oder andere. Aber nicht nur das: Er führte ein sehr buntes, verrücktes und eigenwilliges Leben. Und er hatte eine unglaubliche Sammelleidenschaft. Von wertvollen expressionistischen Bildern, über witzige Schneekugeln bis hin zu einem Kinderkarussell. Mein Lieblingsobjekt ist ein Café mit sehr skurrilen Gästen in Originalgröße. Sehr viel Spaß (auch für Museumsmuffel) machen zudem die Sonderausstellungen, in diesem Sommer waren das Sams und andere Figuren von Paul Maas zu Gast.
Last not least ist die Natur, die fantastische Landschaft sehr reizvoll - allerdings mehrfach durch Architektur gestört. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Fremdenverkehr am See und in günstig erbauten, höheren Häusern lassen sich nun mal mehr Touristen unterbringen als in den traditionellen Bauernhäusern. Etwas abseits des Sees lässt es sich jedoch vorzüglich durch Wälder und Wiesen radeln. Mit dem Zug oder Auto sind zudem die sonst nur in der Ferne zu sehenden Alpen gut erreichbar. Am Walchensee zum Beispiel führt eine Bergbahn auf den Herzogstand. So stellen wir Norddeutsche uns Bayern vor: Die Kühe haben Glocken um den Hals und begegnen den Touris furchtlos! Dann noch ein Kaiserschmarren in einer Hütten ...
Text und Fotos von Anita Pöhlig