Die Küstenlinie der Türkei, immerhin fast tausend Kilometer langgestreckt am Mittelmeer, hält in den Monaten Oktober und November alles, was dem Strand-Urlauber versprochen wird: Nahezu nur Sonnentage, eine ausreichende Zahl von Liegestühlen und dazu gehörende Sonnenschirme, um sich vor Sonnenbrand zu schützen. In den zwei bekannten Badeorten Antalya und Alanya der türkischen Riviera liegen die Tagestemperaturen bei 26 Grad und mehr. Das Mittelmeer lockt immer noch mit einer angenehmen Wassertemperatur von 24 Grad. Die Badestrände haben alles im Angebot, von lang gestreckten Sand- und Kiesstränden bis hin zu Badeplätzen auf Plateaus in den Felsklippen. Wenn in Deutschland schon Reif die Autoscheiben bedeckt und sogar der erste Schnee fällt, werden hier am Strand frisch geerntete Orangen und Bananen geschält und gegessen. Doch der sommerliche Badeausflug in die Türkei bietet auch wie bei den anderen Mittelmeer-Anrainern Griechenland oder Frankreich historische Wahrzeichen einer spannenden Geschichte besonders aus der Römerzeit. Für den neugierigen Urlauber gibt es viel zu entdecken.
Badestelle in den Klippen
In der Stadt Antalya mit mehr als zwei Millionen Einwohnern gehört das Marmara-Hotel zu den Quartieren für Touristen, die ihren Gästen eine großzügig angelegte Bade-Plattform mit Dutzenden Liegen, Sonnendächern und -schirmen anbieten.
Das Marmara Hotel in Antalya
Hier ist der Zugang bequem aus einem Park möglich, von wo ein Hotel-Lift insgesamt sechs Etagen nach unten fährt und dann durch einen Fußgängertunnel durch den Felsen zum "Badestrand" direkt am Fuß der Steilküste führt.
Zwei Wander-Routen an der Steilküste Antalyas
Auf dem Küstenweg
Der Standort des Hotels bietet zwei besondere Routen für ausgedehnte Spaziergänge. Eine Route führt ein knappes Dutzend Kilometer immer die Küstenlinie entlang in die Altstadt und zum historischen Hafen. Der Weg geht durch einige Grünanlagen und schließlich in den Stadtpark. Hier sind illustre Skulpturen aufgestellt, zahllose kleine Kaffee-Häuser und Bistros laden ein, immer mit dem Blick auf die Weite des nahen blauen Meeres und das Taurus-Gebirge im Westen Antalyas.
Die hölzernen Gamsböcke
Schließlich beginnt am Ende des Kecili Parks die Altstadt (Kaleici) und begrüßt den Besucher mit zwei hölzernen Gamsböcken, geschnitzt aus dem Holz alter Baumstämme.
Hadrians Tor
Hadrians Tor
Historischer Hafen
Musikfestival in der Altstadt von Antalya
Die bedeutendsten historischen Wahrzeichen der Altstadt erreicht man nach einem Gang durch schmale Gassen mit Verkaufsständen und kleinen Basaren: den Uhrenturm und das geriffelte Minarett. An einem anderen Zugang präsentiert die Altstadt eine besondere historische Sehenswürdigkeit: das Hadrians Tor. Es wurde vor etwa 2.000 Jahren erbaut und in die Stadtmauer eingefügt. Errichtet wurde das imposante Tor anlässlich eines Besuches des römischen Kaisers Hadrian. Es zeigt beispielhaft, was in der geschichtsträchtigen Stadt und ihrer gesamten Region zu entdecken ist.
Wasserfall
Küste am Wasserfall
Die andere Wanderroute führt vom Hotel Marmara in gehörigem Abstand zur Küstenstraße zwischen hohen Bäumen und Sträuchern durch einen kilometerlangen parkartigen Küstenstreifen direkt an den Klippen entlang. Zumeist mit Blick auf das Meer flaniert der Spaziergänger inmitten von Grün. Auch hier sind wunderschön gelegene Cafes, Restaurants, Spielplätze zu finden. Das Ziel ist im Stadtbezirk Lara der kleine, dennoch spektakuläre Düden-Wasserfall in imposanter Kulisse.
Durch das antike Pamphylien nach Alanya
Nur rund 130 Kilometer Küstenstraße entfernt, liegt mit knapp 300.000 Einwohnern der kleinere Urlauberort Alanya. Die gut ausgebaute zweispurige Küstenstraße von Antalya wird nahezu in gesamter Länge von kleineren Ortschaften mit hunderten von Ferienanlagen und Hotels gesäumt, meist zu beiden Seiten der Straße. Für den Reisenden ein eher etwas beklemmendes Bild. Da ist viel Beton und teilweise kitschige Architektur zu sehen und wenig authentische landestypische Bauten. Die Dörfer mit Bauern und Fischern sind an diesem Küstenabschnitt sowieso längst mit dem Massentourismus passé. Wer ländliches Flair erleben möchte, muss sich schon ins Landesinnere, ins Taurusgebirge oder nach Anatolien bewegen. Allerdings wird der Urlauber auch in Alanya mit Mittelmeerklima einschließlich warmen Meereswasser versöhnt. Und so wie Antalya hat auch die gesamte Küste bis Alanya attraktive historische Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Die antike Stadt Side
Apollo Tempel
Antike Stadt Side
Kolonnaden-Allee
Beispielsweise beherbergt das antike Pamphylien, wie diese Region im Altertum genannt wurde, die antike Stadt Side. Hier findet der Besucher noch Teile der 3.000 Jahre alten Stadtmauer, Säulenstraßen und die berühmten hoch herausragenden Säulen des Apollo-Tempels auf einer Halbinsel. Durch enge Gassen führt dann ein Weg zum historischen Hafen. All das zeigt die überragende Rolle in der Antike, als Side im 7. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern gegründet und kolonialisiert wurde. Überall ist auch noch Grabungsgelände zu sehen, was signalisiert, dass der antike Ort Side der wohl attraktivste und wichtigste Ausgrabungsort für Archäologen in der Türkei ist. Und dann drängt sich der derzeitige traurige, niederschmetternde Eindruck in den Gassen des einst so reichen Side auf. Grob geschätzt kommen auf jeden Touristen vielleicht mehr als ein Dutzend Händler mit übervollen Läden, und nicht selten ist der Tourist nicht einmal ein potentieller Käufer, da er entweder in seiner All-Inclusiv Hotelanlage gut abgefüttert oder von gestressten Fremdenführern von einer antiken Ruine zur nächsten gehetzt wird. Man mag sich nicht vorstellen, wie in der künftigen Wirtschafts- und der darauf folgenden Tourismus-Krise die Zukunft hier und anderswo aussehen soll.
Das Amphitheater in Aspendos
Amphitheater Aspendos
Festival "Fire of Anatolia"
Unweit von Side liegt mit der Stadt Aspendos ein weiteres bedeutendes antikes Handelszentrum von Pamphylien. Die Stadt selbst wurde noch nicht ausgegraben, trotzdem pilgern jedes Jahr Tausende von Touristen hierher: Zu dem berühmten Theater der Stadt, das die Römer im 2. Jahrhundert für 12.000 Zuschauer gebaut haben. Es gilt als das am besten erhaltene Theater der Antike, wird gerühmt für seine erstaunliche Akustik und wird bis heute genutzt. In der Urlaubersaison bis weit in den Herbst hinein wird hier das Tanzspektakel "Fire of Anatolia" veranstaltet mit 120 Tänzern und einem einzigartigen Programm, das den Zuschauern die alte mythologische und kulturelle Geschichte Anatoliens nahebringt. Herausragende Musik-Arrangements und hervorragende Akustik, ausgezeichnete Tänzerinnen und Tänzer, tolle Lichteffekte und Szenenbilder - alles sehr professionell im besten Sinn des Wortes.
Der Burgberg, die Akropolis von Alanya
Burgberg in Alanya
Blick vom Burgberg
Alanya ehrt Kemal Atatürk
Schließlich hat der Urlauber in Alanya eine historische Sehenswürdigkeit direkt vor seiner Nase. Mitten im Ort erhebt sich auf einem 300 Meter hohen Berg eine Burg. Schon in der Antike als uneinnehmbare Festung genutzt, haben heute die Touristen neben dem beschwerlichen Aufstieg auch einen Lift, um die Burg einzunehmen. Archäologische Funde belegen, dass sie bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. besiedelt und mit Verteidigungsanlagen ausgestattet wurde. In den Folgejahren wurde sie von Piraten, Seldschuken, Römern, Byzantinern und Osmanen genutzt. Die Burg, eingefasst von einer mehr als sechs Kilometer langen gut erhaltenen Festungsmauer, diente nicht nur als befestigte Garnison, sondern verfügte über ein Waffenlager und ein Verlies für Gefangene, bei den Osmanen wurde hier sogar die Staatskasse aufbewahrt. Mehr Historie geht fast nicht und auch die grandiosen Ausblicke von der Zitadelle an der Spitze der Halbinsel sind wohl kaum zu steigern. Ein Abschluss von dem durchaus anstrengenden Rundgang auf der Festungsanlage kann eine Schiffsfahrt vom historischen Hafen sein, um die imposante Anlage vom Wasser aus zu bestaunen. Die einstündige Tour umrundet den Burgberg und passiert dabei die in den Felsen gehauene seldschukische Werft sowie die Piraten-, Liebes- und Phosphor-Höhle. In einschlägigen Reiseführern wird Alanya als deutsch geprägte kleine Stadt bezeichnet, weil sich in der Region mittlerweile 20.000 Deutsche niedergelassen haben sollen. Außer auch deutschsprachigen Informationstafeln auf dem Burgberg und einer einsamen Schwarzrotgold-Fahne am ewig langen Sandstrand von Alanya ist bei einem Kurzbesuch davon nichts zu spüren. Bei einem Spaziergang auf der von Palmen gesäumten Promenade am Cleopatra-Strand entlang, wird alle paar hundert Meter auf kleinen Sportplätzen Strand Volleyball gespielt. Bei guter Wind-Wetterlage sind immer Paraglider unterwegs. Die Gleitschirmflieger starten hoch über Alanya und segeln dann mit ihren bunten Schirmen hinunter auf den breiten Strand.
Text und Fotos von Ronald Keusch