Gran Canaria: Ein Kontinent im Westentaschenformat

Es ist schön, mit geschlossenen Augen am Strand zu liegen und in der Sonne zu träumen. Noch schöner aber ist es, die Augen zu öffnen, sich auf der Insel umzusehen.
Foto von Bernd Siegmund
Foto von Bernd Siegmund

Gran Canaria hat nicht nur goldene Sandstrände, nicht nur Sommer und Sonne ein ganzes Jahr. Die Insel hat - wie ein guter Ferienroman - viele Seiten. Da findet man stille Kiefernwäldern und schroffe Steilküsten, touristische Betonburgen und verschlafene Fischerdörfern, fast 2.000 Meter hohe Berge und viele Barrancos. Das sind jene berühmten, fruchtbaren Schluchten, die die kreisrunde Insel wie eine Torte zerschneiden. Gran Canaria ist eben eine Inseldame mit vielen Gesichtern. Die Namensgeberin der Kanarischen Inseln hat zwar nur einen Durchmesser von 57 Kilometern, auf ihren 1.532 km² aber haben die unterschiedlichsten Lebensweisen, Landschaften und Klimazonen Platz. Nicht ohne Grund nennt man Gran Canaria einen Kontinent en miniature.

Der größte Seehafen Spaniens ist Las Palmas, die Hauptstadt der "Autonomen Region Canarias". Die Stadt, ein Meer aus weißen Häusern, zieht sich 14 Kilometer am Strand entlang. Vorbei an la Barra, dem berühmten, 2,5 km langen Riff, das die Brandung abhält und so für die "größte natürliche Badewanne" der Welt sorgt. Dann das Amüsierviertel Santa Catalina, in dem sich "die Welt" aus Spaß am Vergnügen trifft. Und schließlich Vegueta, die historischen Altstadt. Verwinkelte Gassen, stimmungsvolle Innenhöfe, weiße, rote, gelbe, blaue Häuschen, die sich eng aneinanderschmiegen. Hier gründete 1478 der spanische General Juán Réjón die Stadt, hier wurden in grauer Vorzeit Zuckerrohr und afrikanischen Sklaven gehandelt, in Las Palmas versuchten die Engländer zu landen, um Gran Canaris zu erobern. Die Truppen unter Sir Francis Drake wurden blutig zurückgeschlagen. 1990 erhielt die Altstadt Denkmalschutz und wurde in die Liste der Weltkulturgüter aufgenommen.

Puerto de Mogán dagegen ist eine wilde, ursprüngliche Felsenlandschaft, wie Farbkleckse sitzen Wolfsmilchgewächse und Kakteen darin, Hitze flimmert in der Luft, die Straße ist kurvenreich und gefährlich (Hup-Pflicht). Malerisch am Rande steil aufragender Vulkanfelsen gelegen ist Puerto de Mogán ein Musterbeispiel für den sanften Tourismus. Freundliche, zweigeschoßige Häuser mit bunten Tür- und Fensterrahmen prägen das Gesicht des Ortes, sanft geschwungene Brücken überspannen kleine Kanäle und Gassen. Das einst unbedeutende Fischerdorf hat trotz eines wahren Ansturms von Touristen Maß gehalten, Figur gewahrt. Nicht mehr als 2.000 Gästebetten, beschied der Magistrat der Stadt! Und so ist man also unter sich. Dazu paßt die exklusive Tauchfahrt mit der "Yellow Submarine", einem knallgelben U-Boot, der Glasboden bietet einen faszinierenden Blick in die Unterwelt. Abfahrt stündlich im Hafen.

Von den Einheimischen respektlos Wüste genannt, sind die Dünen von Maspalomas zur größten Attraktion der kanarischen Küste. Diese einzigartige Landschaft wurde vor einigen Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt. Bis zu dreißig Meter hoch sind die vom Wind ge-formten Wanderdünen aus feinem, gelben Sand. Nicht weniger berühmt ist der über drei km lange Strand mit seinem glasklarem Wasser. Ein hervorragender Tummelplatz für Kinder, doch Vorsicht: die Brandung kann recht stark werden.

Zehn km nördlich von Maspalomas liegt mit dem Parque Ornitológico Palmitos ein künstliches Naturparadies. Die 200.000 m² große Oase ist voller subtropischer Pflanzen (Palmen, Kakteen, Agaven, Orchideen), über 1.500 Vögel, hauptsächlich Papageien, sind in Volieren oder in Freiheit zu bewundern. Der Höhepunkt des Parks ist zweifellos das Schmetterlingshaus. Puerto Rico dagegen hat angeblich das sonnigste Wetter Gran Canarias. Den Beweis anzutreten ist auf einer Sommer- und Winter-Sonneninsel schwer. Gesichert dagegen ist, daß in Puerto Rico Spaniens Segler zu Hause sind. Fünf Goldmedaillen kommen auf das Konto des örtlichen Vereins. Die Sportler wurden auf besondere Art von der Stadt geehrt, fünf Straßen tragen seit den Olympischen Spielen von Barcelona ihren Namen. Auch das Mekka der Hochseeangler ist hier. Ein teurer Spaß. Dafür aber gibt es zahlreiche Wale und Haie, geangelt wird hauptsächlich der Thunfisch.

Bei Playa del Inglés führt die Autobahn in den Barranco de Fataga. Ein schönes Stück Welt. In der Sonne spiegeln sich goldfarben die Felswände mit ihren breiten Basaltsäulen, im Tal liegen Plantagen voller tropischer Früchte, wie eine Fata Morgana erscheint Fataga über dem Abgrund, der Ort liegt auf einem Felsen, der in die Schlucht ragt. Das größte Touristen-zentrum des Südens aber ist Playa del Inglés. Kilometerlanger, glühend heißer Wüstensand, klares Atlantikwasser, seichte Brandung, Hotelhochhäuser, Feriendörfer, groß, größer, am größten ... Playa del Inglés ist so groß, daß jeder auf seine Weise Urlaub machen kann.

Fazit: Gran Canaria ist eine weltoffene Insel mit einem großen Herz für alle Seh- und Seeleute dieser Welt. Wer auf Gran Canaria Urlaub macht, hat viele Trümpfe in der Hand, sozusagen einen Gran(d) mit vielen.

Text und Fotos von Bernd Siegmund

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