Schaut euch Moskau mit eigenen Augen an

Impressionen von der Weltmetropole an der Moskwa. Eine Reise nach Russland in diesen Corona-Zeiten ist eine Reise zurück in das normale Leben.
Foto von Ronald Keusch
Foto von Ronald Keusch

Manche Besucher aus Deutschland empfinden es sogar als Reisen in eine andere, freiere Welt. Natürlich gibt es in der 12-Millionen-Einwohner-Stadt Moskau eine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, auch beim Besuch von Ausstellungen, Museen und Theatern. Aber Restaurants und Cafes sind geöffnet, man kann preiswert in ausgezeichneten und gut besuchten Restaurants wie dem georgischen Dshonsholi oder in einem russischen Pub einkehren. Auch für Museen und Ausstellungen gibt es keine Online-Anmeldepflicht. Während die Bevölkerung in Deutschland und in den meisten EU-Landen durch Politik und Medien u. a. durch das griechische Alphabet (wir stehen jetzt bei Lambda) weiter in Angst versetzt wird, überall Abstandsapostel und "Gesichts-Verhüller" im Freien trotz niedriger Inzidenz-Werte unterwegs sind, haben ganz offensichtlich die Russen gelernt, entspannt mit dem Virus umzugehen. Überall stehen kleine Apparate zur Desinfektion, es wird Fieber mit mobilen Thermometern gemessen, z. B. wenn der Passagier den Kassenbereich für Flussboote betritt. Und in Opern- und Konzerthäusern werden nur einige Plätze freigehalten, um Abstände zu wahren, wie beim Besuch im Bolschoi-Theater und in der Tschaikovsky Konzerthalle zu erleben.


Die Stadt an der Moskwa

Die Normalität des Alltags fühlt sich gut an und ist nicht zu übersehen. Daran ändern auch nichts die Ende Juni kurz vor Abschluss meiner Russlandreise zeitweise vom Moskauer Bürgermeister verordneten Regelungen zur Corona-Pandemie. Plötzlich sollten Restaurants indoor und outdoor geschlossen werden. Dazu zählt auch die Anweisung, den Besuchern des Kosmonauten-Museums neben dem Mundschutz noch Plastehandschuhe bei 30 Grad Sommerhitze zu verpassen. Hier waren wohl Igor Drosten und Wladimir Lauterbach am Werk. Nach Protesten wurde zumindest die Regelung für den outdoor-Bereich zurückgenommen.


Moskauer Straßenbild

Als Reisejournalist begleitete ich im April dieses Jahres die erste Impf-Pressereise aus Deutschland nach Moskau, organisiert von dem norwegischen Reiseveranstalter world visitor. Bei dieser Gelegenheit ließ ich mich selbst auch mit Sputnik V impfen. Nun folgte Wochen später meine zweite Impfung, beide habe ich gut vertragen. Dazu bietet dann die Stadt an der Moskwa eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, also Städte-Tourismus im besten Sinne des Wortes. Doch Moskau ist zugleich ein aufgeschlagenes Buch der Geschichte - auch der Geschichte Europas.

Lenin im Mausoleum darf noch bleiben


An der Kreml-Mauer


Lenin-Mausoleum

Erste Station ist für die meisten Moskau-Besucher der Rote Platz und der Kreml. Vor vier Jahren wurde hier von Landschaftsarchitekten der Sarjadje-Park entlang dem Kreml-Gelände neu angelegt samt einer naturnah gestalteten Aussichtsplattform mit wunderschönem Blick auf die Moskwa. An der Kreml-Mauer befindet sich das Mausoleum mit dem einbalsamierten Lenin. Im Jahr 2021 empfängt er nur noch an einigen Tagen ein paar Stunden die Besucher. Als ich im Winter 1967 mit meinem Russisch-Lehrer und einigen Klassenkameraden das erste Mal auf dem Roten Platz stand, stauten sich vor dem Eingang des Mausoleums die Warteschlange mehrere hundert Meter. Und das, obwohl jeden Tag lange geöffnet war. Wir verzichteten damals. Bei wenigen späteren Moskau-Besuchen war das Mausoleum kein Thema. Seit einiger Zeit diskutieren nun die Moskauer, ob das Mausoleum überhaupt bleiben soll. Derzeit steht es noch. Also zur Mittagszeit vorbeischauen, ehe es geschlossen wird. Und zuallererst die spannende Frage: Wie lang ist die Warteschlange? Nur eine knappe halbe Stunde vergeht und an einem Kontrollpunkt für Taschen und Rucksäcke wird der Weg zu Lenin frei gegeben. Er führt mehrere Dutzende Meter an der Kremlmauer und einer großen Zahl von Grabstellen entlang. Ein Gang durch die Geschichte von Stalin und Schukow bis zu dem berühmten Kosmonauten Juri Gagarin. Der aufgebahrte Lenin präsentiert sich in einem Anzug mit einem Gesichtsausdruck, den man als friedlich schlummernd bezeichnen kann - ohne die oft unnatürliche Farbtönung, die man von Wachsfiguren-Kabinetten kennt. Vielleicht ein Grund dafür, dass er hier weiterhin bleiben darf.

Von der Kathedrale zur Schwimmhalle und zurück


Christ Erlöser Kathedrale

Eine Fülle von Anziehungspunkten mit historischem Flair wartet auf die Moskau-Besucher. Da ist beispielsweise die glanzvolle Christ Erlöser Kathedrale, die mit einer besonderen Geschichte aufwarten kann. Nach der Oktoberrevolution stand der Kampf gegen die Religion ("Opium des Volkes") ganz oben auf der Agenda. Tausende Kirchen wurden zweckentfremdet, z. B. als Lagerhallen genutzt oder vielfach abgerissen, darunter auch diese berühmte Kathedrale. Um den Zorn eines Teils der Bevölkerung einzudämmen, wurde an diesem Platz eine große Schwimmhalle gebaut. Nachdem die Sowjetunion zerfallen und das Politbüro der Partei entmachtet war, gehörte es in Moskau zu einer der ersten politischen Entscheidungen, die Kathedrale detailgetreu wieder zu errichten. Der Zeitgeist reißt ab und baut wieder auf.

Die Parade der Impressionisten Europas


Puschkin-Museum zeigt Impressionisten

In Sichtweite der Christ Erlöser Kathedrale befindet sich eines der Gebäude des Puschkin Museums mit Malerei aus Europa und Amerika des 19./20. Jahrhunderts, mit vielen Bildern der Impressionisten und Expressionisten, bis hin zu Picasso. Hier ist eine Parade von Berühmtheiten versammelt, von Manet, Monet, Degas, Renoir, Gauguin, Cezanne, Sisley bis hin zu Chagall, Rousseau, Matisse und sehr viele Arbeiten des frühen Picasso, die dem Laien wenig bekannt sind und gerade deshalb sehr ansehenswert. Das kleine Besucher-Cafe im Museum ist gleichzeitig Betriebskantine. Hier kann man auch als Besucher preiswert Pelmeni und Pasta essen. Alles sehr aufgeräumt, unaufgeregt, Essen schmackhaft und preiswert. Eine Form von russischem Alltag in Corona-Zeiten.

Romantik in Russland und Deutschland


Der Neubau der Tretjakow-Galerie

Ganz in Nähe befindet sich an der Moskwa ein in den 80er Jahren neu errichtetes Gebäude, das zum Verbund der Tretjakow-Galerie gehört. Der graue, schmucklose Beton-Bau beherbergt in diesen Monaten eine sehr interessante Ausstellung mit dem Titel "Träume von Freiheit. Romantik in Russland und Deutschland". Hier wird herausragende Malerei aus beiden Ländern aus dem 19. Jahrhundert vor allem aus Beständen der Tretjakow-Galerie und des Albertinums Dresden vorgestellt, Meisterwerke unter anderem von Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Ludwig Richter, Karl Brjullow, Alexei Wenezianow, Alexander Iwanow. Für den Besucher überraschend sind die Gemeinsamkeiten der Maler und ihrer Werke. Sie zeigen eine der vielen Seiten von engen Beziehungen zwischen Russen und Deutschen, die in den heutigen Zeiten ein großes Publikum verdienen. Die Ausstellung soll ab Oktober in Dresden zu sehen sein, wenn die Coronaviren und ihre Mutanten nichts dagegen haben.

Die Metro mit ihren unterirdischen Palästen


Rolltreppe der Metro

Der Puls einer Weltmetropole wie Moskau ist auch an seinem Metrosystem ablesbar. Es umfasst insgesamt 241 Stationen, mit sehr tiefen Tunneln und Bahnhöfen, die aufgrund der teilweise anspruchsvollen Architektur als unterirdische Paläste bezeichnet werden. Die Metro befördert den Touristen schnell und bequem. Aber es lohnt sich auch, eine Rundreise zu einzelnen Metrostationen zu unternehmen. Dazu kauft man an einem Automaten eine Troika-Karte, eine elektronische kontaktlose Smartcard. auf die dann einen Betrag aufgeladen wird, das gleiche System wie in London mit den Oyster-Cards. Mit "Troika" bezahlt man pro Fahrt umgerechnet 42 Cent (!). Man braucht kein Ticket, um die Metro zu verlassen, d. h. es gibt für die Tickets weder eine zeitliche noch eine entfernungsmäßige Beschränkung. Die Züge fahren im Abstand von ca. 90 Sekunden.


Paläste der Metro ( Station Komsomolskaja)

Der Start erfolgt am Hotel in der Metrostation Mendelejewskaja mit Übergang zur Novoslobodskaja mit 32 künstlerisch gestalteten bunten Glasfenstern. Gelegen an der Ring-Metrolinie 5. Entgegen der Uhrzeiger-Richtung (weibliche Stimmen im Waggon) geht die Fahrt weiter zur Kiewskaja. Die Station ist der Freundschaft zwischen Russland und der Ukraine gewidmet und mit Mosaiksteinen und marmorverkleideten Wänden und viel Stuck ausgeschmückt. Von dort Umstieg in die Linie 3 (dunkelblaue Linie) zum Park Pobedy, der tiefsten Metro-Station in Moskau mit 73 Metern und einer 127 Meter langen Rolltreppe. Zurück mit der Linie 3 zum Platz der Revolution, errichtet 1938, zu den berühmten 76 Bronzefiguren. Es sind martialische Bronzestatuen von Matrosen und Soldaten, Bauern und Sportlern sowie Schulkindern. Eine ganze Reihe der Fahrgäste, besonders viele Frauen berühren kurz einige "blanke" Stellen der Figuren wie das Gefieder von einem Hahn oder die Schnauze eines Hundes. Es heißt, das soll Glück bringen.


Die berühmten Bronzefiguren am Platz der Revolution


Metro-Begleiter ist das Handy (Station Novoslobodskaya)

Wenn man sich die besonders künstlerisch ausgeschmückten Metrostationen näher ansieht und bestaunt, fällt noch etwas für den Benutzer des Berliner Nahverkehrs besonders auf: wie sauber die Bahnhöfe auch von den Fahrgästen gehalten werden, überall gibt es Reiseinformationen auf den Stationen, auch in lateinischer Schrift, auch in den Metrozügen sind Informationen in Wortbändern in englischer Sprache zu lesen, überall kostenloses WiFi, Rolltreppen werden je nach Bedarf zu- und umgeschaltet. Rund die Hälfte der Fahrgäste trägt eine Maske und auch typisch: Jeder dritte Metro-Passagier hält ein Handy vor der Nase - das ist ja fast genauso so wie in Berlin.

Der Atombunker - Museum des Kalten Krieges


Restaurant im Bunker 42


Bunker-Gang im Museum des kalten Krieges

Der ultimative Geheimtipp für Moskau-Besucher: das Restaurant "Bunker 42". Zunächst geht es mit einem kleinen Lift in die Tiefe. Denn das Restaurant befindet sich 65 Meter tief unter der Erde in einer früheren Kommandozentrale der Sowjetarmee in einem riesigen Atomschutzbunker. Das Markenzeichen des Restaurants sind die Lieblingsspeisen der Politprominenz des früheren sowjetischen Führungspersonals. Doch vorher sollte sich niemand den Besuch im Museum des Kalten Krieges entgehen lassen.


Frühere Kommandozentrale im Atombunker

Schon die Baugeschichte von Bunker GO 42 (государственный объект ГО-42) ist sehr spannend. Im Jahr 1950 auf Befehl von Stalin begonnen, wurden die Bauarbeiter in 24 Stunden Schichten mit der Metro unter großer Geheimhaltung von der Station Taganskaja zur Arbeitsstelle gefahren. Auch heute noch sind die Fahr-Geräusche der Metro-Linie 5 gut zu hören. Der Bunker wurde erst im Jahr 2006 als Museum eröffnet, das Restaurant folgte noch ein paar Jahre später. Der Bunker umfasst eine Fläche von rund 7.000 Quadratmeter. Für den einstündigen Rundgang zahlt der Besucher aus dem Ausland 2.200 Rubel, die Einheimischen zahlen die Hälfte. Die Wände des Atom-Bunkers sind 1,5 Meter dick, davon 8 mm ein Stahlmantel, ein Meter Beton und ein halber Meter Kalkstein. Der Rundgang durch lange Gänge führt dann in den Gefechtsstand und die Kommandozentrale, in der in der Krise im Oktober 1962 hochrangige russischen Militärs zehn Tage lang diskutierten, ob es mit den USA einen Atomkrieg geben wird. Ausgangspunkt waren Stationierungen von US-Raketen in der Türkei und Italien und im Gegenzug die Aufstellung von sowjetischen Raketen auf Kuba. Beim Rundgang werden auch sehr eindrucksvolle Videos gezeigt über die Simulation eines Nuklearangriffs mit den Auswirkungen von Atombomben, wenn sie bei nur kurzen Vorwarnzeiten auf Städte und Siedlungen fallen. Dazu heulen dann einige Momente Sirenen und das Licht wird gelöscht, bis auf einige flackernde Lämpchen. Nichts für furchtsame Gemüter. Ebenfalls nicht gerade beruhigend auch die Sache mit Juri Levitan (1914 - 1983). Er war Radiokommentator und die damals im Lande bekannteste Stimme, die mit eindringlicher Sprache die wichtigsten Ereignisse des zweiten Weltkrieges verkündete, immer beginnend mit "Achtung, hier spricht Moskau". Er verkündete den Beginn des Krieges mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht und die Einnahme Berlins und den Sieg über Hitler. Aufgrund seiner großen Autorität in der sowjetischen Bevölkerung wurde er durch die Nazis als Staatsfeind Nr. 1 geführt, noch vor Stalin.

Der Text zum Atomkrieg war schon gesprochen

Und nun das heute dramatisch absurde Drehbuch. Von dem Sprecher Levitan gab es seit den 50er Jahren einen vorproduzierten Text, der die Bevölkerung auf den beginnenden Atomkrieg einstimmen sollte. Wie nah stand die Welt am Abgrund! In diesem Museum des Kalten Krieges bekommt man das Frösteln. Hierher sollten alle Scharfmacher, angefangen beim NATO-Chef Anders Fogh Rasmussen und den Einflussagenten der USA in Deutschland, von Cem Özdemir bis Norbert Röttgen (Albrecht Müller, Nachdenkseiten) ausführlich herumgeführt werden. Es gibt hier sogar abschließbare kleine Bunkerräume. Anschließend im Restaurant Bunker 42 entdecke ich auf der Speisekarte das Lieblingsgericht von Boris Jelzin: Pelmeni. Bei dem Namen des ersten Präsidenten Russlands fällt mir gleich einer der weiteren Wallfahrtsorte für Moskau-Touristen ein.

Ein Blumenberg am Grab vom berühmten Opernsänger


Friedhof Novodevichy, Grabstelle des berühmten Opernsängers

Zwei Moskauer Sehenswürdigkeiten liegen in einer Schleife der Moskwa nahe beieinander: das gleichnamige Kloster, gegründet im Jahr 1525, mit bewegter Geschichte. Und der gleichnamige Prominenten-Friedhof, wo viel Künstler und Politiker, darunter Jelzin, eine Grabstätte erhalten haben. Die Suche nach bestimmten Grabstätten kann sich trotz Lageskizze hinziehen. Während eine der berühmtesten Tänzerinnen des 20. Jahrhundert, die Ballerina Galina Ulanova in anmutiger Skulptur nicht zu übersehen ist, erfordert die Suche bestimmter Grabstellen Geschick und Glück. So habe ich erst nach Auskunft von einem Friedhofsgärtner schließlich das imposante Denkmal von Dmitri Aleksandrovich Hvorostovsky (1962 - 2017) gefunden. Er war wohl der berühmteste russische Opernsänger mit riesigem internationalem Erfolg und einer ebenso großen Gemeinde von Verehrern bis heute. Davon zeugt vier Jahre nach seinem Tod noch der beträchtliche Berg an Blumen an seiner Grabstelle am Fuß seiner lebensgroßen Skulptur. Andere Prominenz kann sich dagegen kaum behaupten, wie zum Beispiel der bekannte Bildhauer Lew Kerbel, der auch für Berlin im Friedrichshain ein überdimensionales Lenin-Denkmal schuf, das mittlerweile von den "Siegern der jetzigen Geschichtsschreibung" abgeräumt wurde. So auch der russische und sowjetische Wissenschaftler Nikolai Fjodorowitsch Gamaleja (1859 - 1949), der viele Jahre wissenschaftlicher Direktor des Zentralinstituts für Mikrobiologe und Epidemiologe war. Heute sind seine Nachfolger durch den erfolgreichen Corona-Impfstoff Sputnik V wieder in aller Munde. Immerhin wird der berühmte Filmemacher Sergej Eisenstein in einer großen gepflegten Grabstätte gewürdigt, auf der Grabstelle liegt eine einsame Blume. Wie zu erwarten werden viele Soldaten und Offiziere in Novodevichy geehrt. Allerdings geht es ihnen wie vielen anderen: die Natur bemächtigt sich der teilweise schmalen Wege, einige Gräber drohen zuzuwachsen.

Wer spendet Jelzin opulente Blumenkübel?


Die Grabstelle von Boris Jelzin

Ganz anders ein großes modernes Grab in den Farben der russischen Nationalflagge. Es ist angelegt für Boris Jelzin (1931 - 2007), dem ersten russischen Präsidenten in der Ära nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Für ihn, vom Volk verachtet und zum Ende seiner Amtszeit als Witzfigur verkommen, fand sich kein Platz an der Kremlmauer. Er steht für den Zusammenbruch und den Ausverkauf Russlands, für eine Zeit, in der Oligarchen wie Michael Chordokowski im Ölgeschäft in weniger als einem Jahr zu Milliardären wurden. Zwei Blumenkübel stehen etwas abseits, ohne Absender. Nur wenige hundert Meter von Jelzin entfernt befindet sich das Grab von Jegor Gaidar (1956 – 2009). Er wurde von Jelzin nach dem Augustputsch im Jahr 1991 als erster Wirtschaftsminister eingesetzt und organisierte die marktwirtschaftlichen Reformen, die das Land an den Abgrund führten. An seinem Grab ist nur noch Unkraut zu registrieren.


Das Novodevichy-Kloster

Lieblingsessen Gretschko vom Politbüro-Menü: Skobljanka


Der Gorki-Park

Zurück in 65 Meter Tiefe zum Restaurant im Bunker 42 und der Speisekarte mit den Lieblingsgerichten des Politbüros. Ich wähle das Favoriten-Essen von Andrei Gretschko Skobljanka, einen Kartoffel-Fleisch-Gemüseauflauf mit Käse überbacken, sehr schmackhaft. Dazu wird russische Musik serviert, ein Jazz-Saxofon eingestreut und alte sowjetische Mosfilme gezeigt. Ein bissel Sowjet-Nostalgie muss wohl sein. Nach Meinung des Museums-Mannes, der den Rundgang führte, besuchen den Bunker 42 vorrangig US-Amerikaner, Briten, Niederländer und Inder, dagegen nur wenige Touristen aus Deutschland. Was sagt uns das?


Das Kosmonauten Museum


Moskau vom Schiff entdecken

Seit langem schon setzen deutsche Politiker und nicht zuletzt Kanzlerin Merkel und ihre Regierung die Beziehungen zu Russland aufs Spiel. In den staatlichen Massenmedien greift immer mehr antirussische Meinungsmache um sich. In einem Reisebericht im August 2015 habe ich Maria Pushkarewa von Visit Russia mit den Worten an den Leser in Deutschland zitiert: "Kommt zu uns nach Russland, deutsche Urlauber, schaut Euch mit eigenen Augen unser Land an und informiert Euch vor Ort". Diese Aufforderung gilt heute mehr denn je.

Text und Fotos von Ronald Keusch

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