Viele kennen Hannover als etablierte Messestadt in Deutschland mit einem der größten Messegelände in der Welt. Sie ist Heimstatt der Hannover-Messe, eine der international bedeutendsten Industriemessen, und veranstaltet ein weiteres Dutzend internationaler Leitmessen. Sie verkraftete 2018 auch das Ende der CeBIT und war im Jahr 2000 Gastgeber der EXPO-Weltausstellung. Doch Hannover ist viel mehr als nur eine Messestadt: Die Hauptstadt Niedersachsens präsentiert sich ihren Besuchern als eine Stadt vielfältiger Kultur und imposanter Gartenkunst.
Ausstellungsraum mit Werken von Niki de Saint Phalle im Sprengel-Museum
Moderne Kunst am Maschsee
Ein Highlight der Kulturszene ist zweifellos das Sprengel-Museum am Maschsee. Das solide Fundament des Museums lieferten die Sammlungen moderner Kunst des Schokoladenfabrikanten Bernhard Sprengel, die er im Jahr 1969 der Stadt Hannover schenkte. Zum Museumsbestand gehören Werke von Paul Klee, Emil Nolde, Max Beckmann, der Künstlergruppen der Dresdner "Brücke" und des "Blauen Reiters" sowie Werke der Klassischen Moderne mit den Sammlungsschwerpunkten Surrealismus, Dadaismus und Kubismus. Seit Anfang September 2025 ist im Sprengel-Museum die Sonderausstellung "Niki, Kusama, Murakami. Love You For Infinity" zu sehen. Ausgangspunkt der spektakulären Ausstellung sind Werke der französischen Ausnahmekünstlerin Niki de Saint Phalle, die sie im Jahr 2000 dem Sprengel-Museum vermacht hat. Insgesamt umfasst die Schau 120 Exponate an Malerei, Skulpturen, Grafiken und Film-Installationen von Niki de Saint Phalle sowie der zeitgenössischen japanischen Künstler Yayoi Kusama und Takashi Murakami in zwölf thematisch gegliederten Räumen.
Yayoi Kusama, Infinity Mirrored Room - The Eternally Infinite Light of the Universe Illuminating the Quest for Truth
Verspielte und provokative moderne Kunst
Die ungeheuer farbenfrohen Kunst-Inszenierungen sind für den Fan von moderner Kunst ein wahrer Feiertag. Die künstlerischen Aussagen zu solchen Themen wie Liebe und Ehe oder Kunst und Kommerz kommen oft vordergründig, verspielt und niedlich daher. Sie reichen über Spott und Ironie bis hin zu provokanten Körperbildern mit sogar bedrohlichen Brechungen und Totenschädeln. In einem Ausstellungsraum steht ein von Niki de Saint Phalle gestalteter Meditationsraum in einem überdimensionalen Schädel, in den eine Person eintreten und Platz nehmen kann. Ob allerdings der Besucher in dem Mini-Raum auf einer schmalen Bank sitzend, über Leben und Tod nachdenkt, bleibt ihm selbst überlassen.
Meditationsraum in einem begehbaren Totenkopf von Niki de Saint Phalle
Reiterstandbild von Ernst August I. vor dem Hauptbahnhof in Hannover
Treffpunkt unterm Pferdeschwanz
Die Stadt Hannover hat für ihre Besucher auch einige Glanzlichter der Architektur im Zentrum wie in der Altstadt zu bieten. Das beginnt für den Bahnreisenden bereits am Hauptbahnhof. Die Fassade des vor rund 150 Jahren errichteten Bahnhofsgebäudes mit Rundbögen, Galerien und dem Bogenfries erscheint fast wie die Ansicht eines Schlosses, daher wird er auch gern als einer der schönsten Bahnhöfe in Deutschland eingestuft. Das pompöse Reiterstandbild von König Ernst August I. unmittelbar vor dem Bahnhof hat für die Einwohner noch die Funktion eines Treffpunktes, wie die Stadtführer gern mitteilen. Man trifft sich, so heißt es, "unter dem (Pferde-)Schwanz".
Neues Rathaus
Baukunst im Alten und Neuen Rathaus
Das Alte wie auch das Neue Rathaus stehen nach den schweren Schäden des 2. Weltkrieges für den Aufbauwillen der Stadt. Das Alte Rathaus in norddeutscher Backsteingotik mit ältesten erhaltenen Teilen aus dem 15. Jahrhundert fasziniert durch die Staffelgiebel und Erker. Der gewaltige Bau des Neuen Rathauses, errichtet 1913 in wilhelminischer Zeit, mit seiner riesigen Kuppel und einer Fassade verschiedener Kunststile zählt zu den berühmten Wahrzeichen der Stadt. Ein Anziehungspunkt für Touristen ist der Bogenaufzug zur Kuppel. Diese technische Rarität überwindet im Winkel von 17 Grad die 43 Meter bis zur Aussichtsplattform - europaweit einmalig. Hier oben, Hannover zu Füßen, soll bei guter Sicht sogar der Harz zu sehen sein. In der 38 Meter hohen pompösen Kuppelhalle erinnern vier Stadtmodelle aus den Jahren 1689, 1939, 1945 und von heute alle Geschichtsvergessenen, wie schnell deutsche Städte in Trümmern liegen können, wenn Deutschland nicht friedenstüchtig ist.
In den Herrenhäuser Gärten
Die Herrenhäuser Gärten
Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum Hannovers entfernt, befindet sich eine der wohl schönsten Gartenanlagen Europas, die Herrenhäuser Gärten. Um zu ihren Ursprüngen zu gelangen, muss man tief in der Geschichte graben. Als vor 350 Jahren das Königshaus der Welfen mit seinem Hofstaat nach Hannover kam, wurde im Gut Höringehusen zunächst ein "royaler Schrebergarten" angelegt. Später, umbenannt in Herrenhausen, wurde daraus eine prächtige Sommerresidenz mit Park und Gärten für die höfische Gesellschaft. Vor allem vorangetrieben durch Kurfürstin Sophie erlebte der Barockgarten seine Blütezeit und es wurde der Grundstock für weitere acht Sonder-Gärten gelegt.
Das Heckentheater in den Herrenhäuser Gärten
Kunsterlebnisse im Garten-Theater und in der Grotte
In dieser Zeit entstand auch ein Garten-Theater, in dem durch dichte Hecken ein Theater nachgebildet wurde. Es ist das älteste Hecken-Theater Deutschlands. Ein Blickfang sind hier insgesamt 30 vergoldete Figuren von Tänzern und Elfen, die Bühne und Zuschauerbereich umschließen. Ein weiteres Prunkstück in den Gärten ist die Wasserfontäne aus dem Jahr 1720. Sie ist mit einem eigenen Wasserkreislauf versehen und wird durch Kanäle vom Leine-Fluss mit Wasser versorgt. Sie kann eine maximale Höhe von 72 Metern erreichen, ist aber im normalen Betrieb auf eine Höhe von 35 bis 40 Meter eingerichtet. Auf den Besucher wartet noch eine weitere Überraschung. Schon die höfische Gesellschaft suchte damals an heißen Sommertagen eine Abkühlung - und brauchte dazu nicht einmal die Hitze-Schutz-Propaganda der heutigen Klima-Apologeten. Sie begab sich in eine mit Muscheln, Kristallen und Mineralien verzierte Grotte. Später lange Zeit als Lagerraum genutzt, schlug im Jahr 2000 anlässlich der EXPO die Stunde für ein Revival der Grotte: Sie wurde nach Plänen von Niki de Saint Phalle mit bunten Glas- und Spiegelornamenten umgestaltet - ein beeindruckendes Kunsterlebnis.
Von Niki de Saint Phalle gestaltete Grotte in den Herrenhäuser Gärten
Impression von der Feuerwerk-Show
Feuerwerk-Show in den Gärten
Zwischen Mai und September eines jeden Jahres haben die Herrenhäuser Gärten an fünf Terminen noch eine weitere Steigerung zu bieten: Feuerwerk der Extraklasse. Das Finale des 33. Internationalen Feuerwerkswettbewerbs am 20. September konnte das englische Team von Pyrotex Fireworx mit ihrer Show "Lights, Camera, Action" für sich entscheiden. Im nächsten Jahr werden die Feuerwerk-Shows unter dem Motto: "Dance of Northern Lights" stehen.
Blick auf das Steinhuder Meer
Der größte Binnensee in Niedersachsen
Eine weitere Oase der Stadt Hannover liegt in 30 Kilometer Entfernung nahezu vor der Haustür - das Steinhuder Meer. Der Name des größten Binnensees in Niedersachsen signalisiert die stattliche Größe von insgesamt 32 Quadratkilometern. Das Meer und sein Umfeld bilden einen Naturpark und eine Fundgrube für den Touristen. Er findet maritimes Flair, idyllische Dörfer und alte Burgen und Schlösser, die Zeugnis von der spannenden Geschichte der Moor- und Heidelandschaft ablegen. Für den aktiven Urlauber stehen Wassersport, Wandern, Radtouren, Reiten und Golfen zur Auswahl. Ein neuer Themen-Radweg führt auf 125 Kilometern "Von Moor zu Moor" und verbindet damit insgesamt sieben verschiedene Moorgebiete im Norden von Hannover. Die letzte der auf vier Etappen ausgelegten Rundfahrt führt rund um das Steinhuder Meer. Und das Steinhuder Meer hat auch, wie es sich gehört, weiße Bade-Strände. Ein Geheimtipp für neugierige Touristen liegt mitten im Steinhuder Meer, die kleine Insel Wilhelmstein, gerade mal jede Seite nur 120 Meter lang. Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe ließ hier eine Festung bauen, die tatsächlich uneinnehmbar war. Heute wird die Insel von Künstlern und ihrem Publikum erobert.
"Libelle im Wind" - kinetische Plastik von Jörg Wiele
Kunstgalerie auf Promenade und in der Scheune
Auch hier am Meer im kleinen Erholungsort Steinhude wird der Besucher mit Kunst überrascht. Der Spaziergang auf der Promenade führt vorbei an Skulpturen, die sich harmonisch in die Landschaft passen. Da gibt es die "Libelle im Wind" von Jörg Wiele, die bei jeder Berührung des Windes ihre Form verändert. Daneben steht "Der Hafenmeister" von Damjen Lajic, der mit dem Fernglas zu den Booten aufs Meer schaut. In einem Fischer- & Webermuseum kann der Besucher in die Lebens- und Arbeits-Welt früherer Jahrhunderte eintauchen. Und im hübsch restaurierten Scheunenviertel des Ortes präsentieren in der Kunst-Scheune im monatlichen Wechsel nationale und internationale Künstler ihre Bilder und Skulpturen.
"Der Hafenmeister" von Damjen Lajic
Das beflaggte Opernhaus von Hannover
Große Festivals und bunte Farbtupfer
Natürlich hat die Stadt Hannover für ihre gut eine halbe Million Einwohner und ihre jährlich etwa 1,2 Millionen Gäste auch jede Menge Kulturveranstaltungen zu bieten. Der Besucher hat die Qual der Wahl zwischen Oper, Theater, Konzert, Kleinkunst oder auch dem traditionsreichen Varieté-Theater Georgspalast. Im Sommer finden mit dem Maschseefest und dem weltgrößten Schützenfest große Freiluft-Events statt. Das grün regierte Hannover sorgt unübersehbar für bunte Farbtupfer in der niedersächsischen Hauptstadt. Eine Regenbogenflagge ist auf der Dachspitze des Opernhauses aufgezogen. Ein Zebrastreifen in der Innenstadt hat die schwarz-weiße Kennzeichnung abgelegt und die Streifen tragen die Regenbogen-Farben. Schon seit vielen Jahren ist Hannover Vorreiter einer nachhaltigen Stadtentwicklung und hat eine große Zahl von Nachhaltigkeitsbüros gegründet. Bei so viel Nachhaltigkeit in Stadtverwaltung wie Stadtgesellschaft kann ja nichts mehr schieflaufen. Ein Pluspunkt für Hannover im Vergleich mit der Hauptstadt Berlin?
Zebrastreifen in Regenbogen-Farbe
Wer hat die beste Currywurst?
Eher unentschieden geht der "Wettkampf" beider Großstädte um die beste Currywurst aus. Die vielgelobte Traditions- und Kultkneipe Plümecke im Stadtteil List, nördlich vom Hauptbahnhof, nimmt zwar in der Stadt Hannover unangefochten die Spitzenposition ein. Doch nahezu jeder Berliner Stadtbezirk behauptet von sich, die beste Currywurst zu haben - Allet klar, dit is Berlin! Allerdings ist Berlin die Döner-Hauptstadt in Deutschland mit 1.600 registrierten Dönerläden. Hannover hat immerhin schon 60. Beim Döner, dem Imbiss im Zeitgeist, belegen die Berliner unangefochten den Spitzenplatz und da kann Hannover durchaus noch nachhaltig zulegen.
Die Pressereise wurde von der Hannover Marketing und Tourismus Gesellschaft (HMTG) organisiert. Text und Fotos von Ronald Keusch

