Wir hatten nur noch vier Tage in Jordanien, sangen immer wieder im Mietwagen lauthals "We are going down Jordan", aber waren noch nie wirklich am Fluss gewesen. Also bog ich kurzerhand von der dicken Straße ab, in Richtung Staatsgrenze zu Israel, nahm einen Nebenweg, der unweigerlich zum Jordan führen musste. Tat er auch, er wurde immer schmaler, schließlich nur noch Feldweg, meine Freundin zischte immer lauter, ich solle endlich rechts ran und wenden. Da vorne sah ich (umsichtiger Fahrer, näh!) einen kleinen Wendeplatz, davor eine kleine offene, wackelige Schranke, mehr ein langer Ast mit einem handgeschriebenen STOP dran. Daneben eine kleine, halb verfallene Bretterbude. Ich unter dem Ding durch, Sandra schrie nur noch, da kam auch schon aus dieser Bude der Mann mit der Knarre über der Schulter: Motor aus, sitzen bleiben, die Pässe nehmen wir erstmal mit, was ist denn in den Koffern da hinten.
Amman antik
Ganz großes Horrorfilmkino. Am Ende einer Situation, die immer weiter zu eskalieren drohte, weil der Wortführer dieses Zweierpostens nicht gewöhnt war, nicht verstanden zu werden, erschien schließlich auf unserer Übersetzungs-App im Handy "Wait for the commander!" Das muss ich jetzt nicht beschreiben, was da in einem vorgeht. Nach einer Viertelstunde voller Endzeitszenarien kam schließlich der Commander, ein weltläufiger Offizier mit guten Englischkenntnissen; er ließ sich von uns bereitwillig erklären, wir seien harmlose Touris, die sich verfahren hätten, schaute in unsere Reisepässe und geleitete uns sogar mit seiner kleinen Eskorte wieder zurück zur Landstraße, wünschte gute Fahrt: "You ´re welcome in Jordan!"
Wadi Rum klassisch
Das Gespräch mit meiner Freundin kam danach nur recht schleppend wieder in Gang. War ja auch ziemlich blöd von mir. In Laos dagegen, bei meinem anderen Missgeschick, traf mich nicht die Spur von Schuld, aber umso schlimmer brach ein kleiner Stein eine wuchtige, physische Lawine los. Das Hotel in der Altstadt von Vientiane hatte architektonisch sehr interessant einen Pool in der ersten Etage eines Atriums - Restaurant & Bar waren darunter, von unserem Zimmer waren es durch eine verborgene Hintertreppe nur zehn Schritte zum Wasser. Na klar wollten wir unsere Nightcap aus selbst besorgtem Gin und Tonic am Beckenrand trinken. (War ja schließlich schwer genug zu beschaffen gewesen).
Der Grenzfluss Jordan - ein Rinnsal
Touristen-Taufe am anderen, israelischen Ufer
Dazu kam es leider nicht, denn es gab einen Kiesstreifen, der den Pool einfasste, und auf dem Weg zu unseren Liegen trat ich versehentlich einen Kieselstein los, der natürlich ausgerechnet hinuntersegelte direkt vor den Tisch zweier sturzbetrunkener Engländer, die animiert von der Restaurantchefin ordentlich flüssiges zu sich nahmen und lauthals Oldies aus ihrem Handy mitgrölten. Auf einmal Totenstille und eine Minute später stand dieser wütende Schrank vor mir, brüllte mich an, was mir einfiele, einen Stein in sein Bierglas zu schmeißen, holte mit voller Wucht aus - und wenn ich meinen Kopf nicht instinktiv zur Seite geduckt hätte, wäre mein Nasenbein gebrochen und womöglich ein Zahn weg gewesen. So bekam ich nur eine Prellung hinterm Ohr. Dieser Brite war auf Krawall gebürstet und nur weil meine Freundin wie am Spieß schrie und zwei Gäste sich vor mich stellten, konnten wir weitere Prügel abwenden und uns zurückziehen. Der Kerl wurde sofort rausgeschmissen - Gottseidank war er kein Hotelgast - die Videoüberwachung zeigte später deutlich, dass das Steinchen weder Mensch noch Bierglas getroffen hatte. This guy was just looking for trouble. Am Ende hat uns die Restaurantchefin bis zur Abreise nicht mehr mit dem Arsch angeguckt, weil sie vom Hotelmanager einen Einlauf bekam, und uns wurde das Blaue vom Himmel in Aussicht gestellt (damit wir nur ja keine schlechte Bewertung bei booking.com posten). Weder das eine noch das andere traf ein.
Text und Fotos von Andreas Döring