Zur Kur nach Albena und zum Piksen nach Moskau

Reise Trends mit Corona-Rückenwind für die Gesundheit und zum Impfen. Die Regierungs-Medien haben scheinbar die Hauptfeinde der überall verordneten Corona-Pandemie geortet.
Foto von Ronald Keusch
Foto von Ronald Keusch

Dazu zählen aber wohl nicht ein paar tausend protestierende Demonstranten, die derzeit mit dem "Regen" von Wasserwerfern und Strafbefehlen vom Ordnungsamt in Schach gehalten werden. Die wirkliche Bedrohung für die Pandemiker sind die vielen Millionen Menschen, die sich nicht wie offiziell gewünscht und dringendst aufgefordert, zu Hause verkriechen, sondern die über die Ostertage oder später traditionell in Urlaub fahren wollen. Sie möchten sich erholen und abschalten vom Corona-Alltag, sie wollen Natur erleben und Neues erfahren, sie haben Fernweh nach fremden Ländern und Kulturen. Dazu sind die allermeisten auch bereit, wirklich notwendige Hygieneregeln einzuhalten. Und diese Millionen haben jetzt noch Verbündete aus der Reisebranche bekommen. Zwar glaubt immer noch die Mehrheit der Spitzen-Funktionäre der Tourismusindustrie, ihr lautes Zähneknirschen kann etwas bewirken gegen völlig überzogene Verbote der Bundesregierung gerichtet gegen Reisen und gegen Hotels und gegen Gastronomie. Aber es gibt jetzt auch immer mehr konkrete Vorschläge und Ideen aus der Reisewirtschaft selbst: Für das Reisen. Dazu gehören zuallererst die Gesundheitsreisen. Die Angebote kommen nicht mehr nur von den traditionellen Spezialisten der Reisebranche, wie den Veranstalter Fit Reisen, der seit 1975 Kur-, Gesundheits- und Wellnessreisen ausrichtet, oder direkten Wellness-Reiseanbietern und Präventionsveranstaltern mit Kursen. Beispielhaft für die Branche steht der Reiseveranstalter trendtours Touristik. Der Best-Ager Spezialist offeriert in diesem Jahr Kur & Kultur-Reisen an die Schwarzmeerküste von Bulgarien. Ziel dieses Premium-Urlaubs ist der Bäder-Kurort Albena. Das Baltata-Naturschutzgebiet mit seinen ursprünglichen Wäldern grenzt direkt an Albena und gehört zu den schönsten des Landes. An dem 3,5 Kilometer langen und bis zu 150 Meter breiten Sandstrand laden, wie der Veranstalter versichert, kostenfreie Sonnenschirme und Liegen zum Verweilen ein. Untergebracht sind die Kur-Urlauber in einem 4-Sterne-All-Inclusive-Komfort Hotel der renommierten PrimaSol-Kette mit zehn vitalisierenden Kuranwendungen. Auf dem Kulturprogramm stehen Tagesausflüge in das Museums-Städtchen Nessebar, ein UNESCO-Weltkulturerbe. In den Monaten Mai, Juni und September 2021 kann zu unterschiedlichen Terminen diese achttägige Flugreise (ab 799 Euro pro Person) gebucht werden. Wie von Reisemanagern zu erfahren, wird das Segment der Kur-Urlaube stark nachgefragt. Können Reisen derzeit nicht durchgeführt werden, weil noch Reisewarnungen bestehen, bietet trendtours Touristik aktiv Umbuchungen an. Die meisten Kunden nehmen das Angebot sehr gerne an. Was ist gegen einen solchen Urlaub am Schwarzem Meer mit vitalisierenden Kuranwendungen einzuwenden? Etwas aktiv für die Corona-Maßnahmen tun und zugleich eine Reise planen, von der doch vehement abgeraten und gewarnt wird - geht das zusammen? Na klar, wenn man eine Impfreise unternimmt. Nach einigem Kulissen-Geflüster Anfang März ist jetzt zwei Wochen später eine ganz besondere Tour angekündigt und rückt näher. Der vor sieben Jahren gegründete norwegische Reiseveranstalter world visitor mit Hauptsitz in Oslo bietet erste konkrete Impfreisen an. Sie sind von Deutschland wie auch von Österreich und der Schweiz buchbar. Ziel der verschiedenen Angebote ist Russland, das sich als erstes Land für die Impfung von Touristen öffnen wird. Geimpft wird mit dem von Russland entwickelten und von der WHO empfohlenen Impfstoff "Sputnik V", der eine Wirksamkeit von über 90 Prozent besitzt. Dieser Impfstoff ist in der EU noch nicht zugelassen, wird aber im Rahmen einen Notzulassung bereits in Ungarn an die dortige Bevölkerung abgegeben. Neben Serbien und Bosnien-Herzegowina setzen weitere 29 Länder den Impfstoff bereits erfolgreich ein. Erfahrungen sammelte world visitor mit Ein-Tages-Kurzreisen für russischen Staatsbürger mit deutschem Wohnsitz und mit russischem Pass. Sie konnten mit einer Buchung auf der Homepage für eine Impfung nach Moskau fliegen. Der Veranstalter und seine russischen Partner kümmern sich dabei sowohl um die Flüge als auch um die Organisation vor Ort, Transfers, eventuell notwendige Tests, das ärztlichd Beratungsgespräch sowie um den Impftermin selbst. Wahlweise können die Reisenden dann am Abend bereits wieder zurück nach Deutschland fliegen oder auf Wunsch ihren Aufenthalt verlängern. Doch jetzt wird der Interessentenkreis auf Westeuropäer erweitert. Für sie kombinieren die Angebote das Impfen ebenfalls mit Städtetourismus oder mit Badeurlaub. Wie sehen diese Angebote konkret aus? Die Städtetourismus-Variante enthält eine 22-tägige Reise nach Moskau, Flüge mit Aeroflot, alle Flughafen-Transfers, die Transfers ins Impfzentrum, mit Ärzten und Übersetzern, sowie die Übernachtungen mit Frühstück in einem 4-Sterne-Haus in Moskau. Während des Aufenthaltes, zwischen der ersten und der zweiten Impfung, werden eine Reihe von zusätzlichen touristischen Programmen angeboten, u. a. in die Umgebung von Moskau sowie Mehrtages-Ausflüge nach St. Petersburg und Sotschi. Die Kosten sind vergleichsweise gering, da auch in Russland die Hotels wenig gebucht sind. Der Preis liegt ab 2.999 Euro pro Person. Ein weiteres Angebot kombiniert das Impfen mit einem Badeurlaub. Mit dem Flugzeug geht es aus Deutschland über Moskau nach Istanbul. In Moskau wird im Impfzentrum im Transitbereich bei Hin- und Rückflug jeweils geimpft, mit zwei Übernachtungen im Transithotel. Dazwischen geht es nach Istanbul auf eine 7-tägige Rundreise durch die Türkei, danach ein 12-tägiger Badeaufenthalt an der türkischen Riviera in einem 5-Sterne-Hotel. Ab 1.499 Euro pro Person. Für die Eiligen sind zwei Kurzreisen im Abstand von 21 Tagen für die Erst- und Zweitimpfung möglich, sobald das geplante Impfzentrum im Transit-Bereich eines der Moskauer Flughäfen eröffnet ist. Hin- und Rückflug sind inklusive, ebenso Übernachtungen in Transithotels. Für die Impfung müsse der Flughafen gar nicht verlassen werden. Albert Sigl vom Reiseveranstalter ist bei seinem jüngsten Videoauftritt im Netz sehr optimistisch, da die Initiative der Impfreisen vom Verwaltungsdepartment des Präsidenten der russischen Föderation und weiteren Partnern in Russland große Unterstützung findet. Jeder Interessierte kann sich für die Impfreisen jetzt unverbindlich vormerken lassen. Wenn offiziell dann das Impfen von ausländischen Touristen möglich wird, kann die Pass-Kopie zum russischen Partner geschickt und eine ministerielle Einladung besorgt werden, mit der dann das Visa beantragt wird. Bis zu diesem Punkt entstehen keinerlei Kosten. Erst wenn die Einladung vorliegt, kann man sich für die ausgesuchte Reise entscheiden oder auch zurücktreten bzw. kostenlos stornieren, z. B. weil es doch schneller mit dem Impfen im Heimatland geklappt hat. Wer sich also jetzt auf der Website anmeldet, ist bei der Kombination Impfen und Urlaub machen ganz vorn dabei. Die ersten Impfreisen-Termine liegen schon in der ersten Hälfte des Monats April. Wie überall gilt auch für alle Impfreisen: Vor Abflug wird ein aktueller PCR-Test verlangt, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Während viele in Deutschland noch immer auf einen Impftermin warten, tritt Reiseveranstalter world visitor mit diesem ganz besonderen Angebot auf den Reisemarkt: Impf-Ferien in Russland und damit zu Hause sogar noch einen Platz in der Warteschlange der Impfwilligen frei machen. Ist gegen solche Reisen, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, etwas einzuwenden?

Text von Ronald Keusch

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