Winzige Flecken Land im Ozean

Für alle, die Strände mit weißem Sand lieben, die sich nach der Sonne und dem Meer sehnen, für die Schnorchler, Taucher und Wassersportler aller Couleur ist es das Paradies.
Foto von Ronald Keusch
Foto von Ronald Keusch

Auf den maledivischen Inseln im indischen Ozean wurde erst mit dem Düsenflugverkehr vor rund 40 Jahren das Zeitalter des Tourismus eingeläutet. Bereits 1980 kamen 42.000 ausländische Besucher und ihre Zahl stieg unaufhörlich. Im vergangenen Jahr lag die offizielle Besucherzahl auf den Malediven bei knapp 1,4 Millionen und unter den Europäern liegen die deutschen Urlauber mit etwas mehr als 112.000 Gästen vor den Briten an der Spitze.

Korallenwuchs im Ozean schuf Inselwelten

Zunächst liefert der Inselstaat einfach den faszinierenden Fakt, dass er nahezu nur durch das Wasser des Indischen Ozeans bestimmt ist. Nur weniger als ein Prozent der Malediven sind auf 220 Inseln mit insgesamt 300 Quadratkilometer Landmasse besiedelt. Das entspricht etwa einer Größe der Stadt München.Wichtiger für die Urlauber ist die Lage der maledivischen Inselwelt. Sie liegen nahe dem Äquator mit sehr konstant warmem, tropischem Klima und ganzjährigen Tagestemperaturen zwischen 29 und 31 Grad, nachts immerhin noch um 25 Grad Celsius. Mindestens genauso wichtig für die Besucher ist die Ursprungsgeschichte der Malediven mit ihren insgesamt 26 Atollen. Sie entstanden in Urzeiten, als erloschene Vulkane im indischen Ozean versanken. An ihren Rändern wuchsen im Laufe von Jahrtausenden (!) gewaltige Korallenstrukturen empor. Sie bildeten ringförmige Riffe, innerhalb derer durch Ablagerungen winzige Flecken von trockenem Land entstanden. Etwa hundert solcher in unterschiedlicher Größe entstandene Inseln laden heute die Touristen ein. Die Inseln sind umgeben von schneeweißen Stränden, das türkisblaue Wasser der Lagune lädt zum Tauchen ein, üppiges Grün mit Kokospalmen, Mandelbäumen und blühenden Hibiskus-Sträuchern sorgen für eine traumhafte Tropenlandschaft. Die große Mehrzahl der Besucher sucht und findet hier beim Tauchen und Schnorcheln in den Korallenbänken das bunte Meeresleben.

Die grüne Insel Vilamendhoo

Zu den jüngeren Hotelinseln zählt Vilamendhoo im Süd-Ari-Atoll. Erst im Jahr 1994 wurde auf der 900 Meter langen und etwa 300 Meter breiten Insel das Island Resort Vilamendhoo mit 140 Strand-Villas und 30 Wasser-Bungalows eröffnet. Ein Markenzeichen sind die halboffenen Badezimmer, das tropische Klima macht es möglich. Auf dieser Insel ist beispielhaft eine enge, harmonische Verbindung der oft nur ein Dutzend Meter vom Strand entfernten aufgereihten Gäste-Bungalows und der sie umgebenden Natur gelungen. Das breite, langgezogene Eiland ist durch eine dichte Vegetation geprägt. Überall stehen hohe Palmen teilweise mit grünen Kokosnüssen in den Wipfeln. Die roten Blüten von Hibiskus-Sträuchern strahlen im Sonnenlicht. Schattige Pfade führen durch das Innere der Insel. Auch eine artenreiche Tierwelt ist vertreten und scheint von den Touristen unbeeindruckt zu sein. Zahlreiche Fischreiher sind allerorten beim Fischfang zu beobachten, Flughunde drehen in den Wipfeln der Palmen ihre Runden, Schmetterlinge wie kleine Eidechsen suchen Sonnenplätze, Beos trinken das Süßwasser aus den Swimmingpools. Bei einem Spaziergang an den Ufern der Insel sind sogar im knöcheltiefen warmen Meerwasser halb Meter lange Baby-Haie zu beobachten. Bilder der Tier und Pflanzenwelt einer urwüchsigen Insel.

Die Inseln der Einheimischen

Auf den Malediven findet man drei Arten von Inseln. Es gibt etwa tausend unbewohnte Inseln, dazu zählen auch nur sehr kleine Erhebungen aus dem Meer. Dann gibt es einhundert Inseln, auf denen die einheimische Bevölkerung lebt mit etwa 340.000 Einwohnern, davon knapp die Hälfte in der Hauptstadt Male. Und schließlich existieren 100 Inseln mit Hotels und Resorts für ausländische Touristen. Die Malediver sind ausnahmslos Muslime und ihr Staat ist streng islamistisch ausgerichtet. Das führte mit dem Beginn des Tourismus vor 40 Jahren dazu, dass die Inseln der Einheimischen streng von den Hotel-Inseln abgeschottet wurden. Diese Regelung lockerte sich erst in den letzten Jahren für stundenweise Exkursionen von Urlaubern, vor allem im Dienst des Souvenirverkaufs einheimischer Händler.

Das islamische Dorf Dhangethi

Von Vilamendhoo führt eine 30 Minuten Tour auf die Insel der Einheimischen Dhangethi. Das Dorf mit seinen 1.000 Einwohnern liegt bei dem Rundgang am Nachmittag verschlafen da. Der Fremdenführer präsentiert stolz das Schulgebäude für 130 Schülerinnen und Schüler, fünf Jahre Grundschule in gemeinsamen und fünf Jahre Sekundärschule in getrennten Klassen. Blickfang ist ein imposantes Natur-Phänomen auf dem Gelände des Kindergartens. Hier wachsen Banyan-Bäume, die 350 Jahre alt sein sollen und imposant und eng nebeneinander in die Höhe wachsen. Ein Gesundheitszentrum ist für alle kostenlos. Die Touristen besichtigen Sportplätze, ein Jugendzentrum und sehen eine kleine Schiffswerft für die Boote der Fischer. Im Dorf sind zwei Moscheen, ein großes Gebäude für die Männer, eine wesentlich kleinere Moschee für die Frauen, die die täglich fünf Gebete auch zu Hause machen dürfen. In einer Ladenstraße, wie alle Straßen des Ortes ein unbefestigter Sandweg, warten die Souvenir-Händler auf ihre Kundschaft. Zurück im kleinen Hafen weht in einer Brise vom Meer die Staatsflagge: der rote Grundton symbolisiert das Blut, vergossen für die Unabhängigkeit, die Grüne Farbe steht für Frieden und ist die Farbe Mohammeds und der weiße Halbmond steht für den Islam.

Egal, wo man ins Wasser springt

Die Insel Vilamendhoo verfügt über unzählige kleine Riffe, in denen Durchlässe existieren und viele zierliche Korallen wachsen. Auf diesen vorgeschriebenen Wegen gelangen Schnorchler und Taucher zum Außen-Riff. Bei Ebbe ist die Sicht etwas beeinträchtigt, wenn das Wasser aus der Lagune läuft. Am besten ist die Sicht bei Flutstillstand, bevor das frische Wasser aus dem Ozean zurückkehrt. Faszinierend ist die Vielfalt der Fische und das Potpourri ihrer Farbenpracht. Es beginnt das Abenteuer der Unterwasser-Fotografie in diesem schier unendlichen Aquarium. Auch als Schnorchler ist man umgeben von Fischen, für Momente sogar inmitten eines Fisch-Schwarms. Mit einem vor Ort erworbenen Fisch-Guide, der auf einigen hundert bunten Fotos und noch bunteren Bezeichnungen die Fischarten beschreibt, gelingt mit Mühe und Ausdauer ihre Identifizierung. Da tummeln sich Doktorfische, Putzerfische, Schnapperfische und Drückerfische, Papageienfische, Kugelfische, Grundelfische, Riff-Barsche, Falterfische, Wimpelfische, Füssiliere, Kaiserfische und See-Nadeln. Der majestätische Manta-Rochen mit seinen breiten Schwingen ist dagegen auch ohne Fisch-Guide sofort zu erkennen.

Auch hier ist keine heile Welt zu finden

Die Veränderung des Klimas auf der Welt und in deren Folge die Erwärmung der Meere ging auch an den Malediven nicht spurlos vorbei. Seit etwa 20 Jahren verbreitet sich die Korallenbleiche. Die Korallen leben mit Zooxanthellen, einzelligen Lebewesen, in Symbiose, die auch für ihre Farbgebung sorgen und die Korallen mit Zucker und Nährstoffen versorgen. Bei zu großer Wassererwärmung im Indischen Ozean stoßen die Korallen die Zooxanthellen unter Stress aus und "erbleichen". Bleiben die Wassertemperaturen weiter hoch, führt es zum Absterben der Korallen und es besteht ein felsiges Riff aus Kalk weiter. Die Korallen sind gewissermaßen das Fundament des Inselstaates, das durch die Korallenbleiche bedroht ist.

Doch die ganze Wahrheit dieses Umweltproblems gibt auch Hoffnung. So weisen Experten darauf hin, dass es auf den Malediven immer noch genügend Riffe mit intakten Korallen gibt. Auch zeigen viele geschädigte Riffe auf den Malediven Anzeichen der Erholung. Schließlich gab es, wie Meereskundler belegten, im Laufe der Erdgeschichte auch immer wieder Korallenbleichen. Selbst in den von der Bleiche betroffenen Korallenbereichen siedeln sich vereinzelt neue Korallenstämme an. Und für die Tauch-Touristen lautet die erfreuliche Botschaft, dass alle vorliegenden Umwelt-Szenarien rund um die Inselwelt eine Tatsache nicht in Frage stellen: Nach wie vor zählen die Tauchplätze der Malediven zu den artenreichsten und attraktivsten der Erde.

Text und Fotos von Ronald Keusch

Bei Magazin CHEXX.Reisen werden Cookies und andere Technologien verwandt. Durch Anklicken des Buttons Akzeptieren stimmen Sie der Verwendung zu. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie unter Datenschutzerklärung.