Reiseziel: Die Stadt der Beatles

Für Liverpool im Nordwesten von England wurde der 6. Juli 1957 zu einem prägenden Datum für die Stadt.
Foto von Ronald Keusch
Foto von Ronald Keusch

Der 16-jährige John Lennon traf zum ersten Mal mit dem 15-jährigen Paul McCartney auf einem Gemeindefest in Woolten, einem Vorort von Liverpool, zusammen. Die zwei kreativen Köpfe der Beatles waren der Nukleus für einen unvergleichlichen Welterfolg dieser jungen Liverpooler Musiker. Liverpool ist eine bekannte Hafenstadt für Exporte und viele Millionen Auswanderer aus Europa nach Übersee, beherbergt die international bekannten Fußballvereine FC Everton und FC Liverpool. Aber zuallererst war, ist und bleibt Liverpool die Beatles-Stadt.

Den besten Blick auf die Skyline der Stadt erhält der Besucher recht bequem, wenn er sich mit der Fähre über den Fluss Mersey auf die andere Seite des Ufers übersetzen lässt. Vom Fluss sieht man deutlich kleine Bausünden der Stadt. Die Kathedrale wie auch die legendären Gebäude genannt die "Drei Grazien" (das Royal Liver Gebäude, das Haus der Cunard-Reederei und das der Hafenbehörde) sind die Wahrzeichen von Liverpool. Sie werden aus der Sicht des Flusses und vom anderen Ufers durch ein modern gebautes Exhibition Center sowie die Echo-Arena etwas verdeckt.

Vier junge Männer auf der Hafen-Promenade

Die schrillen Farben der komplett bunt bemalten Fähre bringen die Zeit der Beatles mit dem Flower Power Flair schon etwas näher. Geht der Besucher von Bord und nimmt seinen Weg durch das Empfangsgebäude der Reederei, kommen ihm auf dem Weg der Hafenpromenade vier lässig schlendernde junge Männer entgegen, zwei von ihnen haben die Hände in den Hosentaschen vergraben, der eine trägt einen Mantel über dem Arm und der andere hat wie Napoleon seine rechte Hand in sein Jacket gesteckt. Das so irdisch gestaltete Denkmal für die Beatles hat die Stadt an diesem prominenten Platz erst im Jahr 2015 errichtet. Hier werden sie nun ohne Pause von unzähligen Touristen umringt und fotografiert.

Die Beatles-Story in den Albert-Docks

Wie viele andere Hafenstädte hat auch Liverpool alte Dockanlagen mit ihren ausgedienten riesigen Lagerhallen genutzt, um ein attraktives Einkaufs- und Restaurant-Viertel zu schaffen. Hier entstanden 12 Restaurants, zehn Cafes, 14 edle Ladengeschäfte und zwei Hotels. Die Albert-Docks sind auch ein Magnet für die Touristen und ein gut gewählter Platz, um die "The Beatles Story" zu erzählen. So heißt die einzige ständige Ausstellung, die die Stadt Liverpool seinen vier jungen Burschen einrichtete, die unter dem Bandnamen Beatles die Welt veränderten.

Wie alles begann ...

Besonders spannend sind all die Geschichten und Orte, die unter der Überschrift stehen: Wie alles begann... So haben die Ausstellungsmacher den Ehrgeiz entwickelt, recht detailgetreu die winzige Bühne und Teile der kleinen engen Kellerräume des berühmten Cavern-Clubs nachzubauen. Dieser Club wurde für die damals völlig unbekannten Beatles das Sprungbrett zum Welterfolg. Insgesamt traten sie hier 292 Mal auf. Schon tagsüber lief hier die Musikparty und ging dann weiter bis in die Nacht, wie sich damalige Fans per Video für die heutigen Besucher erinnern. Am 3. August 1963 war hier der letzte Auftritt der Beatles, ihre "glücklichste Zeit" endete, wie sie übereinstimmend in Interviews erklärten.

In der Ausstellung wird über den Nachbarsjungen von John Lennon berichtet. Sein Name: George Harrison. Er ging in dieselbe Schule wie John. Und weil George einen Song recht gut auf der Gitarre spielen konnte, wurde das seine Eintrittskarte in das junge Unternehmen Beatles. Und da wird ohne Schadenfreude die Geschichte des Managers Allen Williams erzählt. Er war es, der damals die unbekannte Gruppe der Beatles von seinem Geld zu Auftritten nach Hamburg St. Pauli schickte. Dann trennte sich der erste Manager von den undisziplinierten und undankbaren jungen Musikern im Streit. Und so heißt es in der Ausstellung: Er verschenkte damit Millionen Pfund.

Erster "Schliff" von Brain Epstein

Und da wird natürlich zurück geblickt auf Brian Epstein. Er wurde ihr erster Manager, der der Gruppe einen ersten "Schliff" verpasste und durchsetzte, dass sie Anzüge trugen und sich am Ende ihres Auftritts tief verbeugten. 1964 waren die Beatles die erfolgreichste britische Band. Es setzte die Beatlemania ein, ihre Auftritte in den USA und überall in der Welt wurden von einer Welle der Euphorie getragen, ein einziger Aufschrei des sehr jungen Publikums. 1977 wurde die bekannteste Plattenhülle der Welt entworfen mit dem Bild zu dem Titel von der St. Peppers Lonely Hearts Club Band und Dutzenden historischen Köpfen. Insgesamt produzierten die Beatles in den acht Jahren72 Singel-Platten, zehn Alben und 200 Songs.

Niemand kann die Vergangenheit zurückholen

Der 10. April 1970 gilt als das offizielle Datum der Auflösung der Beatles. Die Gründe sind vielfältig und haben nicht allein etwas mit dem Auftauchen der Künstlerin Yoko Ono zu tun, die nach ihrer Heirat mit John Lennon gemeinsam ihr eigenes Leben lebten. Auf die Frage eines Fans in den 70er Jahren, wann die Beatles wieder zusammen spielen und auftreten werden, antwortete John mit der Gegenfrage: Wann werden Sie wieder auf dem Gymnasium zur Schule gehen? Niemand gelingt es, seine Vergangenheit zurück zu holen.

Er ist unpünktlich, aber sauber

Natürlich liefert die Ausstellung eine ganze Reihe von den legendären coolen Sprüchen, die von John Lennon überliefert sind. Zwei gefällig? Ihr späterer Manager Epstein erlebte erstmals im März 1961 die Beatles im Cavern-Club und er war sofort begeistert. Zum ersten Zusammentreffen verspätete sich Paul McCarthney fast eine Stunde und Epstein fragte verärgert nach ihm, worauf Lennon antwortete, John sitze noch in der Badewanne und: "Er ist unpünktlich, aber kommt dafür sauber." Unvergessen ist Lennons Ansage vor dem letzten Lied bei einem Live-Auftritt der Beatles bei der "Royal Variety Performance" im Prince of Wales Theatre in London. "Für das letzte Lied würde ich gerne um ihre Hilfe bitten. Würden die Leute auf den billigen Plätzen bitte in die Hände klatschen? Der Rest kann einfach mit den Juwelen rasseln.“

Cavern-Club - Treffpunkt der Fans

Der Beatles-Tourist kann in Liverpool richtig auf seine Kosten kommen. Das Hard Days Night Hotel im Stadtviertel Cavern ist ein Beatles-Themenhotel mit Postern, Gemälden, Skulpturen, großflächigen Fotos all überall und natürlich zur tea-time und zum dinner Livemusik. Da wurde eine so genannte Magical Mystery Tour aufgelegt, die zu den Geburtsorten, Elternhäusern und Schulen der Beatles führt, in die Pennylane und schließlich in den wieder belebten originalen Cavern-Club. Als der Kellerclub im Jahr 1973 geschlossen wurde, sollte dort ein Entlüftungsschacht für die U-Bahn gebaut werden - eine Katastrophe schien sich für den Beatles Tourismus anzubahnen, der inzwischen Jahr für Jahr zulegte. Schließlich siegten die Stadtväter mit einem Herzen für die Beatles und den Tourismus. Seit 1984 ist der Cavern-Club mit täglicher Life-Musik in voller Lautstärke wieder da. Und die Touristen auch. Für die Besucher der Beatles-Stadt ein Wallfahrtsort, um am dicht umlagerten Tresen ein Bier zu trinken. Und für die Beatles-Generation ein guter Anlass, sich zu erinnern.

Reise in die Vergangenheit

Platz für mehr Muße und Ruhe zum Erinnern erhält der Besucher in den angrenzenden Straßen vom Cavern-Club. In der Mathew-Street befindet sich "The Grapes", in den 60er Jahren das einzig existierende Pub in der Nähe vom Cavern, wo die Beatles vor ihrem Auftritt sich ein Bier genehmigten. Heute haben sich hier viele Kneipen angesiedelt wie "The Smokies", "Remeniss" , der irische Pub "Flanagal`s Apple". Im Sommer stellen sie Tische und Stühle auf die Straße. Die Gäste holen sich vom Tresen das Bier, setzen sich in die Sonne und dann hören sie plötzlich die Melodie des berühmten Songs von George Harrison: "Here comes the sun, here comes the sun, - And I say it's all right".

Eleonor wurde zum Fotomotiv

Nur kurz um die Ecke in der Stanley Street ist der Songfigur "Eleanor Rigby" aus dem berühmten gleichnamigen Titel von John Lennon und Paul McCartney ein kleines Denkmal gesetzt. Eleanor wurde dieses Lied gewidmet, weil sie zu den einsamen Menschen der Stadt gehörte. Diese Zeit ist jetzt endgültig vorbei. Neben der Skulptur der Gruppe der Beatles an der Waterfront gehört die Figur der Eleanor Rigby auf der Bank in der Stanley-Street zu den am meisten fotografierten Motiven von Liverpool. Der Autor hat sich auch zu ihr gesetzt. Dank John und Paul und der Touristen ist sie nun wohl nie mehr einsam.

Text und Fotos von Ronald Keusch

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